Wissenschaften

"Rom sei Dank!" - Das Erbe der Römer

Der Althistoriker Karl-Wilhelm Weeber hat ein spannendes Buch ?ber die alten R?mer geschrieben. Er zieht Vergleiche zur heutigen Zeit und findet erstaunlich viele ?hnlichkeiten - zum Beispiel bei der Zurschaustellung von Macht. 

Hip-Hop-Bands rappen inzwischen auf Lateinisch. Und auch in den Schulen erlebt die Sprache eine ungeahnte Renaissance. Totgesagte leben l?nger: Mit der Wiederentdeckung des Lateins w?chst zugleich wieder das Interesse an den alten R?mern. Der in der "Anderen Bibliothek" bei Eichborn erschienene Band "Rom sei Dank!" von Althistoriker Karl-Wilhelm Weeber passt da voll in den Trend. 

Nun ist es nicht gerade neu, dass die R?mer die Fundamente f?r unsere westliche Zivilisation gelegt haben. Wir verdanken ihnen die Grundz?ge unseres Rechtssystems, und die Aqu?dukte der R?mer gelten auch heute noch als Meisterwerke der Ingenieurskunst. Weeber will aber zeigen, dass auch in der Politik die R?mer schon mit den strategischen Waffen des 20. Jahrhunderts gek?mpft haben. 

So wird Kaiser Augustus zum Meister "der politischen PR-Arbeit". Dem Schl?chter der B?rgerkriege gelingt es, sich sp?ter als Begr?nder und H?ter der Pax Romana zu inszenieren. Bei der Begr?ndung der weltumspannenden r?mischen Ideologie wird nicht zuf?llig auch Rom erstmals als "Ewige Stadt" apostrophiert. 

Weeber liebt es, mit den Augen der modernen Zeit auf Rom zu blicken - etwa wenn er von Augustus' "spin doctors" spricht oder Seneca zum "Helmut Schmidt der Philosophie", erkl?rt. Da schie?t er manchmal ?bers Ziel hinaus. Er schafft es jedoch, die r?mische Herrschaftsidee anschaulich zu machen. Bei den Prinzipien der Zurschaustellung von Macht hat sich bis heute wenig ver?ndert. Dazu geh?rt das "Schauen und Staunen" (spectare et mirari), mit der Rom zur Glitzermetropole ausgebaut wird, oder das Prinzip der "Brot und Spiele" (panem et circenses), die das Volk bei Laune hielten. Schon die r?mische "Reality-Show" habe in den Arenen auf die "Macht der Bilder" gesetzt, stellt Weeber fest. 

Sein Buch ist lehrreich und unterhaltsam zugleich - Weeber verkneift sich auch nicht einen Seitenhieb auf Guido Westerwelle, der im vergangenen Jahr mit seiner Warnung vor der "sp?tr?mischen Dekadenz" und dem "anstrengungslosen Wohlstand" Furore machte. "Dummes Zeug", meint Weeber. In Rom konnte nur eine kleine Schicht von den Zinseink?nften leben - der Rest musste hart malochen. Und die Zeit, um sich im Colosseum zu vergn?gen, war sehr begrenzt. 

Weeber will die r?mische Herrschaft nicht idealisieren - ohne Sklaven h?tte sie ohnehin nicht so lange ?berlebt. Was Rom aber auch f?r andere V?lker attraktiv machte, war die Toleranz und Offenheit gegen?ber dem Fremden. Die R?mer hatten auch nie ein Problem, sich in der Literatur, Philosophie oder Religion bei den Griechen zu bedienen. Schlie?lich wohnten in Rom selbst viele Griechen und Angeh?rige anderer V?lker - eine Stadt voller Migranten. Von der r?mischen "Leitkultur" k?nne man durchaus lernen, meint Weeber. 

Thomas Maier, dpa 
27.06.2011

 
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Das Buch:

Karl-Wilhelm Weeber: Rom sei Dank! Warum wir alle Cäsars Erben sind

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Frankfurt am Main: Eichborn Verlag 2010
408 S., € 22,95
ISBN: 978-3-8218-4775-7

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