Wissenschaften

Es war einmal ein König ...

Wohl kaum eine Persönlichkeit hat die Menschen über Jahrhunderte hinweg dermaßen in ihren Bann gezogen wie Artus, der sagenhafte König der Briten, der mit den an seiner Tafelrunde versammelten Helden das ideale Rittertum verkörperte. Überall hat er seine Spuren hinterlassen, jedes Kind kennt ihn und doch ist er nicht wirklich zu fassen. "Auf der Suche nach König Artus" war auch Jürgen Wolf. Die Ergebnisse seiner Forschungen hat er im vorliegenden Buch zusammengefasst, das sich mit Mythos und Wahrheit des geheimnisumwitterten Herrschers beschäftigt.

Der Verfasser nähert sich der Gestalt des Britenkönigs aus dem 5. oder 6. Jahrhundert n. Chr. in drei großen Kapiteln. Zunächst geht er dabei auf die Geschichte ein, vor deren realem Hintergrund Artus zu sehen ist, auch wenn die Orte seines Handelns aus den herangezogenen historischen Schriften nicht sicher zu identifizieren sind. Wohltuend ist in dieser Hinsicht der kritische Umgang mit diesen Quellen, den Jürgen Wolf an den Tag legt. Lebendig werden seine Ausführungen über die englische Geschichte durch die vielen Fotografien und Abbildungen von Gemälden, Schriftstücken und Karten, die im Zusammenhang mit dem angeblichen Wirken des Königs Artus stehen.

Das zweite Kapitel geht dann auf Artus und die Ritter der Tafelrunde in der Literatur ein, wobei die Zahl der "Arthuriana" vor allem ab dem 12. Jahrhundert sprunghaft anstieg. Erheblichen Anteil daran hatte vor allem Chrétien de Troyes mit seinen Artusromanen. Maßgeblich für den deutschen Sprachraum waren die Adaptionen Hartmanns von Aue und Wolframs von Eschenbach. Erst in der fiktionalen Bearbeitung des Artusstoffes in der Literatur wird eine Verbindung der Ritter der Tafelrunde mit der Suche nach dem Heiligen Gral hergestellt, was in der Zeit der Kreuzzüge jedoch wohl kaum verwundert. Wie die vielen Originalzitate mit neuhochdeutscher Übersetzung beweisen, verbreitete sich der Ruhm des Artushofes zu jener Zeit über den gesamten europäischen Kontinent.

In der Folgezeit blieb Artus ebenso in aller Munde, dafür sorgten diverse englische Könige und Königinnen wie Heinrich VIII. oder Elisabeth I., die alles daransetzten, eine direkte Verwandtschaft zu dem sagenumwobenen König Artus herzustellen und nicht selten Artusfeste oder -turniere veranstalteten. Im 18. Jahrhundert erlebte dieser dann durch die Mittelalterbegeisterung der Romantik und die Entdeckung der mittelalterlichen Handschriften von den Abenteuern Iweins, Parzivals und anderer Ritter der Tafelrunde eine Art Wiedergeburt. Und auch heute ist Artus dank einer langen Liste von Filmen und anderweitigen Inszenierungen weit vom Vergessen entfernt.

Auch wenn über König Artus trotz modernster Forschungsmethoden nach wie vor nur Wahrscheinlichkeiten formuliert werden können, liefert Jürgen Wolf mit seiner Spurensuche einen äußerst fundierten und umfangreichen Überblick über die bisherigen Erkenntnisse, die dazu beitragen können, sich selbst ein Bild von dieser herausragenden Persönlichkeit zu machen. Wer sich dann selbst noch weiter informieren möchte, findet in dem umfassenden Überblick über Primär- und Sekundärliteratur sowie in dem Register der wichtigsten historischen Personen, Orte und Sachen im Anhang dieses Buches sicherlich jede Menge Anhaltspunkte für eigene Forschungstätigkeiten.

Christian Götz
19.10.2009

 
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Das Buch:

Jürgen Wolf: Auf der Suche nach König Artus. Mythos und Wahrheit

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Darmstadt: Primus Verlag 2009
144 S., € 29,90
ISBN: 978-3-89678-657-9

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