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Vorwärts in die Vergangenheit

Weiße Löcher sind das Gegenteil von Schwarzen Löchern - sie sind vermutlich ihre Abkömmlinge. Die einen ziehen alle Materie unwiderstehlich in sich hinein, die anderen geben ihre Information wieder frei. Sie sind ein weiteres großes Rätsel der Kosmologie, und noch gibt es keinen Beweis ihrer Existenz. Einsteins Gleichungen lassen sie aber vermuten, und mit Carlo Rovellis Quantentheorie sind Weiße Löcher theoretisch darstellbar. Der Physiker von Weltgeltung ist nach Jahren der Forschung davon überzeugt, dass es sie gibt. Sie könnten sogar die Erklärung für einen Teil der dunklen Materie sein. Ein Weißes Loch, das sich mit einem Schwarzen jenseits des Zeitflusses zu einem Wurmloch verbindet, könnte Materie aus dem Nichts irgendwo wieder herausschleudern. Weiße Löcher - gar der Ursprung unserer Existenz?

In drei Teilen zeichnet Carlo Rovelli in "Weiße Löcher" ein neues Bild des Universums, oder versucht es zumindest. Das Ergebnis ist Sachliteratur, die sowohl Laien als auch Experten zum Staunen mit offenem Mund, so manchen auch schier zum Ausflippen bringt vor lauter Begeisterung über all die (Er-)Kenntnisse zwischen zwei Buchdeckeln. Dieses Buch ist der nächste große Wurf von Rovelli, aufsehenerregend und mit einer literarischen Inspiration geschrieben, die ihm längst den Ruf des "Poeten der modernen Physik" (The Irish Times) eingetragen hat. Und nach dem letzten Satz darf man sich auch noch klüger nennen. Da macht Wissenschaft, insbesondere die Physik, endlich wieder richtig großen, außerdem amüsanten Spaß. Ähnlich Grandioses kann man nur von den wenigsten Sachbüchern der letzten Jahre behaupten.

Für Wissen mit Unterhaltungswert ist bei jedem Buch von Carlo Rovelli absolut garantiert. Es ist die reinste Freude, vor allem für die grauen Zellen des Rezipienten, "Weiße Löcher" zu lesen. Und das garantiert mehr als einmal! Mit jeder neuen Lektüre entdeckt man etwas Neues; ähnlich wie bei Filmen, die man immer und immer wieder guckt. Da gerät diese Lektüre zu einer Lektüre in Dauerschleife, höchstens unterbrochen von einem anderen Werk aus Rovellis Feder. Was für ein Geniestreich, gar Wahnsinn!

Susann Fleischer
15.01.2024

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