Romane
Literatur für Herz und Seele
Wie jedes Jahr zu Weihnachten fährt Nathan mit seinen sechsjährigen Zwillingen Soline und Colin zu seiner Mutter in die französische Provinz. Gemeinsam mit seiner Mutter Grâce und Lise, Nathans älterer Schwester, wollen sie auch dieses Mal das Fest der Feste begehen. Doch kaum hat Nathan das Haus betreten, spürt er, dass etwas nicht stimmt. Etwas ist anders als sonst! Grâce scheint regelrecht aufgelöst zu sein, und auch Lise verhält sich eigenartig. Erst nachdem die Kinder am Abend des 24. Dezembers 2010 zu Bett gegangen sind, erfährt Nathan den Grund für ihre Unruhe: Sein Vater, der vor langer Zeit die Familie verlassen und sich nie wieder gemeldet hat, ist zurückgekehrt. Er möchte mit Lise und Nathan sprechen.
Nicht zum ersten Mal fragt sich Nathan: Was ist damals bloß geschehen? Er war erst vier, als sein Vater auf Nimmerwiedersehen verschwand. Es ist das Jahr 1981: Grâce Bataille führt ein Familienleben wie aus dem Bilderbuch - mit zwei wunderbaren Kindern und einem Mann, den sie abgöttisch liebt. Doch Grâces vermeintlich heile Welt bricht plötzlich in sich zusammen, als eines Tages ein neues Au-Pair-Mädchen bei ihnen anfängt. Inzwischen sind drei Jahrzehnte vergangen und der Schmerz sitzt bei Grâce noch immer tief. Sie kann nicht vergessen und auch nicht vergeben, was Thomas ihr einst angetan hat. Die Dämonen der Vergangenheit bewirken seltsame Dinge: Ein Stein fliegt durch ein Fenster, ein Messer steckt im Sofa, ...
Unterhaltung, wie frau sie liebt - "Am Anfang war der Frost" bedeutet Lesespaß vom Feinsten. Delphine Bertholon gelingt hier ein Familiendrama in bester Kate-Morton-Manier. Ihre Romane sind für den Leser das schönste Geschenk überhaupt. Man kann ihnen partout nicht widerstehen. Kein Wunder, denn Bertholons Worte machen hochgradig süchtig. Doch nicht nur das: Hier erfährt man einen Lesegenuss der einsamen Spitzenklasse. Während der Lektüre kann man die Tränen kaum zurückhalten. Große Gefühle und fesselnde Spannung machen aus der Story ein noch nie dagewesenes Erlebnis. Ab der ersten Seite ist man voll und ganz gefangen von der Geschichte, sodass man das vorliegende Buch zu keiner Sekunde aus der Hand legen kann.
Seufz! Bei der Lektüre von Delphine Bertholons Romanen wird einem ganz warm ums Herz. Sie verführen zu einer Lektüre voller Emotionen. Mit "Am Anfang war der Frost" bereitet die französische Autorin ihren Lesern Momente des vollkommenen Glücks. Nach nur wenigen Buchseiten hat man die Welt um sich herum vergessen und nichts scheint mehr wichtig zu sein - abgesehen von diesem bitter-süßen Lesevergnügen.
Susann Fleischer
27.10.2014