Romane
"Babylon Berlin" goes Fantasy - ein echter Glücksfall für alle Urban-Fantasy-Fans
In den Schatten unserer Welt existiert eine andere Wirklichkeit: die Spiegelstadt, ein magisches Berlin, erstarrt in den glamourösen 1920er-Jahren und bewohnt von vielgestaltigen Feen-Wesen. Reisen zwischen den Welten sind streng verboten und nur mithilfe magischer goldener Tränen möglich. Auf einer wilden Party in Berlin, die ganz im Motto der 20er-Jahre steht, begegnet Max dem ebenso attraktiven wie geheimnisvollen Lenyo - und gerät damit mitten hinein in einen blutigen Konflikt um die Herrschaft in der Feen-Welt. Verfolgt von gnadenlosen Kreaturen und gefangen in einem Netz aus Intrigen und Machtgier, ahnt keiner von ihnen, dass sie längst zum Spielball einer gefährlichen Macht geworden sind, die die Barriere zwischen den Welten bedroht.
Es beginnt ein Abenteuer, das Max so ziemlich alles abverlangt. Eigentlich ist der noch in Trauer. Der Tod seiner Großmutter hat Max in eine Krise gestürzt. Und die wird noch dadurch verschlimmert, dass Max nicht nur um seine Leben bangen muss, sondern zu allem Überfluss auch mit Gefühlen für Lenyo kämpft. In seiner Nähe kann Max nicht mehr klar denken. Ausgerechnet, wenn er es dringender muss als jemals zuvor in seinem Leben. Zumal es Momente, wie zum Beispiel die Enthüllung von finsteren Geheimnissen, gibt, die ihn den Mund vor lauter Staunen offenstehen lassen - ähnlich wie den Leser, dem bei dieser Lektüre regelrecht schwindelig wird. Und so stellt man kurzzeitig das Atmen ein, als man erfährt, dass Max' Großmutter offenbar eine Fee war. Und nicht nur irgendeine, sondern Mitglied der Königsfamilie ...
Unterhaltung weit entfernt von jeglicher Langeweile - in den Romanen eines Christian Handel geht es echt ab, ab wie eine Rakete. Der Clou an der "Spiegelstadt"-Reihe? Dass Andreas Suchanek Co-Autor dieser ist. Den beiden gelingt mit "Tränen aus Gold und Silber", dem Auftakt der romantisch-queeren Own Voice Urban Fantasy-Dilogie, eine absolute Sensation im Bücherregal. Was man hier in die Hände bekommt, ist definitiv nicht Mainstream, sondern vielmehr eine Art Ü-Ei unter den Neuerscheinungen 2023. Solch ein Vergnügen zu lesen, sorgt für Begeisterung über alle Maßen, noch dazu vom ersten bis zum letzten Satz. Grund dafür ist unter anderem und besonders diese gelungene Mischung aus Magie, Spannung und Romantik. Da freut man sich auf eine Fortsetzung. Unbedingt!
Fantasy ist selten so grandios wie die aus Christian Handels Feder. Und wenn der dann einen Roman mit ebenso großartigen Andreas Suchanek schreibt, dann kann nichts Geringeres als ein Meisterwerk der originellsten Phantasie entstehen. Und eben genau das ist "Spiegelstadt": nämlich Literatur, die alles ist, aber ganz sicher nicht nullachtfünfzehn. Auf jeder Seite von Band eins, "Tränen aus Gold und Silber", scheint eine neue Überraschung zu warten. Und eine besser als die vorherige!
Susann Fleischer
26.06.2023