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Betörend-schönstes Glück zwischen zwei Buchdeckeln

In einer Arbeiterstadt einer Grafschaft westlich von London kritzelt ein junges Mädchen Geschichten auf die letzten Seiten ihres Schulheftes, berauscht von den ersten Funken ihrer Fantasie. Als sie heranwächst, werden alles und jeder, dem sie begegnet, zum Brennstoff für ihr Talent: der russische Mann mit dem alten kastanienbraunen Auto, der in dem Supermarkt, in dem sie an Kasse 19 sitzt, einkauft und ihr ein Exemplar von Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" zusteckt. Der immer größer werdende Stapel an Büchern, in denen sie sich verliert - und wiederfindet.

Mit atemberaubender Intensität erzählt die preisgekrönte britische Schriftstellerin Claire-Louise Bennett die Geschichte einer jungen Frau - vom Entdecken des eigenen Körpers, vom Beharren auf Unabhängigkeit und von der grenzenlosen Liebe zur Literatur.

Ein Juwel im Bücherregal - genau das ist Claire-Louise Bennett mit "Kasse 19" gelungen. Was man hier in die Hände bekommt, ist Literatur zum Verlieben, außerdem zum Niederknien. Kaum das vorliegende Buch aufgeschlagen, verliert man sich mit allen Sinnen in der Story und in Bennetts wunderschönen Worten. Diese kommen Poesie der betörendsten Sorte gleich. Über solch einen grandiosen Genuss kriegt man sogar von der Welt um sich herum nichts mehr mit. Die englische Schriftstellerin kann schreiben, und zwar richtig, richtig gut. Ihre Romane zu lesen, ist das pure Glück für jeden Leser; darüber hinaus eine lebensverändernde Erfahrung. Das kann man definitiv nicht übertreffen!

Claire-Louise Bennett schreibt in einer Liga mit den ganz Großen ihres Fachs, darunter Virginia Woolf, Toni Morrison und Sheila Heti. Mit "Kasse 19" beweist die Britin außerdem eindrucksvoll, dass sie eine Geschichtenerzählerin von absoluter Spitzenklasse ist. An ihr Können reicht höchstens eine Handvoll Autor*innen heran. Ob diesem wird einem nach nur wenigen Sätzen ganz schwindelig, und man fühlt sich high wie sonst einzig von Drogen. Bennett hat's dermaßen drauf, dass es einen glatt vom Hocker haut. Chapeau, Hut ab vor ihrem schriftstellerischen Ausnahme-Talent!

Susann Fleischer
20.03.2023

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