Romane

Genauso witzig und gesellschaftskritisch wie Marc-Uwe Klings Känguru-Chroniken

Marlin hat es nicht leicht. Nachdem die Mutter auf und davon ist, die Großmutter nach der Tod des Opas mit großen Schritten dement geworden ist und rundum, 24/7 versorgt werden muss, hat Marlin allerhand um die Ohren. Zumal sie neben der Schule wuppen muss. Auf den Vater ist da kein Verlass, weil der sich immer mehr in seine Arbeit als Arzt verkriecht. Zeit für Hobbys und eigene Interessen bleibt da nicht. Doch Marlins Prioritäten ändern sich, als sie vor dem Kölner Dom zufällig auf eine Schildkröte trifft, ein kleines Reptil mit großer Klappe und noch größeren Plänen: den Klimawandel umkehren, die Umweltverschmutzung aufhalten und den Menschen, der all das verursacht, endlich aufrütteln. Und mit Marlin fängt's an.

Wenn es darum geht, die Welt zu retten, ist "Vielleicht morgen" einfach nicht genug! Das erkennt auch Marlin langsam, aber sicher. Doch manchmal, eigentlich oftmals ist es mehr als schwierig, den ersten Schritt in die richtige Richtung zu machen. Doch ist der erst einmal geschafft, ... Marlin verschmäht plötzlich ungesundes, ethisch unvertretbares Essen, mischt sich vorlaut im Biologieunterricht ein, gründet eine Umwelt-AG, nötigt ihren Vater, auf dem Weg zur Arbeit das Auto stehen lassen und stattdessen mal das Fahrrad zu benutzen und, und, und. Fühlt sich Marlin anfangs dazu gedrängt, wird das Weltretten jedoch immer mehr zu ihrem eigenen Projekt. Schließlich weiß Marlin nur zu gut: Große Dinge beginnen oft ganz klein.

Ein Debüt, das begeistert wie kaum etwas anderes - Maria Keim hat mit "Was Schildkröten im Schilde führen" einen Lesehit ohnegleichen geschrieben. Zu keinem Satz kommt hier so etwas wie Langeweile auf. Nach der Lektüre hat man Tränen in den Augen, außerdem ein extrabreites Lächeln auf den Lippen. Kein Wunder bei all den Emotionen zwischen zwei Buchdeckeln, und noch mehr Humor sowie philosophisch anmutende Gedanken wie aus der Feder eines Jostein Gaarder. Man erfährt von der ersten bis zur letzten Seite ein Vergnügen, das einer Laus auf der Leber nicht einmal den Hauch einer Chance lässt. Definitiv das perfekte Antidepressivum sowie ein Spaß mit absoluter Lach-, Wein- und Glücksgarantie! Das haut einen glatt vom Hocker!

Literatur mit Nachhaltigkeitseffekt? Maria Keims "Was Schildkröten im Schilde führen" ist genau das, und so viel mehr; nämlich amüsante Unterhaltung mit Tiefgang. Die Story ist etwas fürs Herz, lenkt zugleich den Blick auf eines der wichtigsten Themen unserer Zeit: den Umwelt- und Klimaschutz. Kaum zu Ende gelesen wird man zur nächsten "Fridays for Future"-Demo gehen und mehr auf seinen eigenen ökologischen Fußabtritt achten. Das vorliegende Buch verdient ein Bio-Siegel, mindestens!

Susann Fleischer 
13.09.2021

 
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Das Buch:

Maria Keim: Was Schildkröten im Schilde führen

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München: Piper Verlag 2021 240 S., € 14,00 ISBN: 978-3-492-07108-6

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