Romane
Bildmächtige High Fantasy, die mit einem ungewöhnlichen Magie-System und großem emotionalem Tiefgang verzaubert
Likah lebt mit den Zwillingen Alia und Gem, für die sie die Verantwortung übernommen hat, auf der Straße und ernährt sich und die Kinder von kleineren Diebstählen. Ihr Traum ist es, den Kleinen irgendwann ein gutes Leben zu ermöglichen und ein Zuhause für sie zu schaffen. Als sie eines Nachts eine Kutsche entdeckt, hofft Likah, mit einem letzten großen Diebstahl endlich genügend Geld für ihren Traum zusammenzubekommen. Doch sie wird erwischt und vor Gericht gestellt. Anstatt sie aber zum Tode zu verurteilen, macht Fürst Arkin ihr ein Angebot. Er will sie als seine Schülerin ausbilden, in der Magie der Ersten Sprache unterrichten und für die Kinder sorgen. Likah wäre schlimmer als dumm, wenn sie das Angebot ablehnt. Es aber anzunehmen, ist auch nicht die beste Idee.
Für Likah stehen schwere Zeiten bevor. Der Fürst ist nicht nur der Herrscher Karthasias, sondern er gehört zum Septimat, das über den ganzen Kontinent herrscht. Zwischen den sieben Herrschern und deren Schülern gibt es viele Intrigen und Geheimnisse. Likah lernt jedoch schnell, sich durchzusetzen. Sie kämpft, unter anderem für eine bessere, aussichtsreichere Zukunft für sich, für Alia und für Gem. Doch fehlt ihr in nicht seltenen Momenten auch ihr altes Leben. Schließlich war an diesem nicht alles schlecht. Likah vermisst vor allem die Geschwister, die während ihrer Ausbildung fern von ihr langsam, aber sicher erwachsen werden. Als Likah herausfindet, warum Arkin sie als Schülerin gewählt hat, beginnt sie alles, was sie bisher für richtig empfunden hat, anzuzweifeln ...
Fantasy von solcher Genialität, dass es einen glatt vom Hocker haut - die Geschichten aus Lucinda Flynns Feder machen den Leser gleich ab der ersten Seite ganz atem- sowie sprachlos. Diese sind das Nonplusultra im Bücherregal. Kaum "Die Erbin des Windes" aufgeschlagen, schon ist man vollkommen begeistert: von der ungewöhnlich(er)en Protagonistin, vom faszinierenden Weltenbau und von der Handlung überhaupt. Diese Lektüre lässt einen alles um sich herum vergessen. Sie fesselt einen wie kaum etwas anderes. Flynn kann schreiben, als wäre es pure Magie. Sie ist ein besonders hellstrahlender Stern am Fantasyhimmel. Ihr Können macht regelrecht schwindelig. Solch ein Debüt kommt einem Geniestreich äußerst nah und es verdient unseren größten Respekt. Also: Chapeau! Hut ab!
Dass deutsche Autoren durchaus mit der internationalen Spitzenkonkurrenz mithalten können, beweist Lucinda Flynn eindrucksvoll. Sie gehört in einem Atemzug mit Leigh Bardugo, Kendare Blake oder Sarah J. Maas genannt. "Die Erbin des Windes" gehört zu den absoluten Highlights unter den Neuerscheinungen 2021. Was man hier in die Hände bekommt, ist Fantasy mit enormem Suchtfaktor, außerdem bild- und wortgewaltig. Wow, wow, wow!
Susann Fleischer
30.08.2021