Krimis & Thriller

Thrillerliteratur , die wie für einen Hollywood-Blockbuster gemacht zu sein scheint

Innerhalb von 32 Stunden werden mitten in London die Kinder von sechs international äußerst einflussreichen Milliardären entführt. Gefordert werden 25 Millionen - nicht etwa als Lösegeld, sondern nur als Ausgleich für entstandene "Unkosten". Die Eltern sind verzweifelt, die Polizei ist überfordert, hochbezahlte Berater diskutieren endlos Szenarien. Geheimdienste wie CIA, MI5 und SWR sowie diverse Privatermittler arbeiten mit Hochdruck daran, Spuren zu sichern, Verdächtige auszumachen und Forderungen entgegenzunehmen. Unter diesen gehört auch Mercy Danquah, Exfrau von Charles Boxer und Detective Inspector bei der Metropolitan Police. Diese hat ein ganz eigenes Interesse an diesem Fall. Ihr Lebensgefährte ist ebenfalls Opfer einer Entführung geworden. Mit ihm in ihrer Gewalt haben die Verbrecher nun auch Mercy in der Hand.

Mercy weiß sich nicht anders zu helfen: In ihrer Not wendet sie sich an Boxer. Der hat eigentlich genug damit zu tun, einen gewissen Conrad Jensen ausfindig zu machen. Dessen Tochter Siobhan scheint zu wissen, dass Boxer auch mal zu unkonventionellen Methoden greift. Wenn es darauf ankommt, kennt er keinerlei Skrupel. Und die darf er auch nicht haben. Schließlich schrecken seine Gegner vor nichts zurück. So kann Boxer knapp einem Mordanschlag entgehen. Allerdings kann er nicht verhindern, dass Tochter Amy in den Fall hineingezogen wird. Die lässt sich auf ein riskantes Spiel mit Siobhan ein und könnte schon bald mit ihrem Leben bezahlen, dass sie der jungen Frau vertraut. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Boxer und Mercy müssen sich ihren Dämonen stellen, wenn sie nicht nur Amy, sondern auch alle anderen retten wollen ...

Hochspannung auf 480 Seiten - "Die Stunde der Entführer" ist ein Thrillerhighlight. Robert Wilson verlangt seinen Lesern mal wieder alles ab. Denn hier geht es ordentlich zur Sache. Im Roman steckt knallharte Leseaction, die einem nicht nur den Atem raubt. Noch lange nach dem Showdown ist an so etwas wie Schlaf nicht zu denken. Die Bücher des englischen Autors könnten auch der Feder des Teufels höchstpersönlich entstammen. Bei deren Lektüre zerreißen die Nerven in Tausend Fetzen. Und außerdem droht dank so viel mörderischer Unterhaltung mehr als ein Herzinfarkt. Es dauert nur wenige Sätze und der Puls schnellt auf lebensgefährliche 200 Schläge die Minute - und noch viel, viel höher. Also Vorsicht: absolut tödlich, dieses Leseerlebnis! Der Brite ist ohne jeden Zweifel einer der besten seiner Zunft, wenn nicht sogar DER beste.

Spannender als "Die Stunde der Entführer" kann ein Thriller definitiv nicht sein. Was man mit den Werken von Robert Wilson in die Hand bekommt, stellt alles andere glatt in den Schatten, sogar die Hollywood-Blockbuster eines Erfolgsregisseurs wie David Fincher ("Sieben", "Panic Room"). Der dritte Fall für Charles Boxer führt einen an psychische Abgründe - und schließlich bis geradewegs in die Hölle. Nicht einmal Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander aus Stieg Larssons Millennium-Trilogie haben gegen Wilsons Ermittler eine Chance. Vor ihm müssen sich nicht nur Verbrecher, sondern auch die Leser in Acht nehmen.

Susann Fleischer
04.07.2016

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Robert Wilson: Die Stunde der Entführer. Thriller. Aus dem Englischen von Kristian Lutze

CMS_IMGTITLE[1]

München: Goldmann Verlag 2016
480 S., € 16,99
ISBN: 978-3-442-31428-7

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.