Krimis & Thriller

Kampf der Spione

In Saint-Denis begeistert die junge Paulette die sportbegeisterten Massen. Nachdem sie ihre und von Bruno trainierte Rugby-Mannschaft zum Pokalsieg über den Erzrivalen geführt hat, warten alle gespannt darauf, ob sie tatsächlich für die französische Nationalmannschaft nominiert wird. Doch Paulette hütet ein Geheimnis in ihrem Bauch, das der weiteren Karriere als Rugby-Profi garantiert nicht förderlich wäre. Bruno und seinen Vertrauten, die sich ihren Reim auf die beobachteten Umstände machen können, wird viel Fingerspitzengefühl abverlangt, um mit diesen anderen Umständen umzugehen. Der jungen Frau steht eine schwere Entscheidung bevor, die ihr niemand abnehmen kann und die sie ungeachtet der empörten Reaktionen aus dem eigenen, sehr katholischen Elternhaus treffen muss.

Bruno Courrèges, der allseits beliebte Dorfpolizist von Saint-Denis, erlebt turbulente Frühsommertage im lieblichen Périgord. Beruflich erntet er die Lorbeeren seiner jahrelangen, untadeligen Arbeit und erfährt eine Beförderung, die ihm fortan ein größeres Aufgabengebiet zuweist, worunter möglicherweise die Nähe zu den Menschen seines Ortes leiden wird. Die Feierlichkeiten zu seiner Beförderung werden überschattet von einem Vermisstenfall: Brunos Ex-Freundin Pamela, die neuerdings eine Kochschule betreibt, wartet vergeblich auf einen ihrer Gäste. Eine englische Kursteilnehmerin, die zweifelsohne französischen Boden betreten hat, scheint sich ganz in der Nähe ein paar schönen Stunden mit ihrem Liebhaber gemacht zu haben. Der Schock ist groß, als die beiden bestialisch ermordet aufgefunden wurden. Die Recherchen zu den beiden Opfern lassen ahnen, dass hier ein großes politisches Rad in der beschaulichen Idylle des Périgord gedreht wird.

Bruno, Saint-Denis, Périgord, leckeres Essen, köstlicher Wein, nette Menschen und interessante Frauen für Bruno. Seit nunmehr einem Jahrzehnt bereitet Martin Walker Jahr für Jahr aus diesen Zutaten ein köstliches Werk zu. Der in diesem Sommer erschienene elfte Fall mit dem Titel "Menu surprise" hält neben dem Altbewährten und Liebgewonnenen einige Überraschungen parat. Mit seiner Beförderung gerät der ansonsten so umsichtig und souverän agierende Bruno das eine oder andere Mal in die Bredouille. Der Doppelmord an den beiden Inselbewohnern ist allerdings auch arg verzwickt. Die Lösung scheint in den jahrzehntelangen IRA-Scharmützeln zwischen Protestanten und Katholiken zu liegen, was auch ausländische Kompetenzträger ins Périgord verschlägt, die ihre Interessen und so manches Geheimnis gewahrt wissen wollen. Am Ende sind es jedoch wenig überraschend wieder einmal Bruno und seine Mitstreiter, die Schlimmeres zu verhindern wissen.

Mit "Bruno, Chef de Police" hatte Martin Walker anno 2008 bzw. ein Jahr später mit der deutschsprachigen Ausgabe eine Erfolgsreihe begründet. Der Schweizer Diogenes Verlag beglückt konsequent jedes Jahr beim Übergang vom Frühling zum Sommer den begeisterten Leser mit einem neuen Fall aus dem Périgord. Dabei mixt er stets gut verträglich regionale Ereignisse mit einem Kriminalfall, der sich aus einem historischen oder zeitgeschichtlichen Hintergrund speist. So durfte der davon begeisterte Leser bereits viele Kandidatinnen für den Platz an Brunos Seite kennenlernen, aber auch gehen sehen. Lediglich Isabelle kehrt dank ihrer Position im Innenministerium bei den Fällen mit nationaler Tragweite immer wieder ins Périgord und in Brunos Bett zurück. Martin Walkers Kriminalfälle erweitern den Bildungshorizont der Leser, obgleich es der Autor dieses Mal mit den Verstrickungen von IRA und Geheimdiensten ein wenig übertreibt und die Hintergründe komplexer ausbreitet, als es für die Geschichte tatsächlich nötig gewesen wäre.

"Menu surprise" ist dennoch ein weiteres Buch aus der Feder Martin Walkers, das einen gefesselt und mit blendender Laune zurücklässt. Die wohltuenden Charaktere aus Saint-Denis machen das Leid und die Skrupellosigkeit auf der anderen Seite mehr als wett. Man genießt es, als Leser dabei zu sein, wenn große Festmahle im Kreise der Freunde zubereitet und schließlich kredenzt werden. Auch wenn die Bruno-Reihe nach nunmehr zehn Jahren ohne Zweifel Abnutzungserscheinungen in sich trägt, ist dies noch lange kein Grund, dem jährlichen Vergnügen, das diese Bücher mit sich bringen, zu widersagen. Für Kontinuität ist bereits gesorgt, obgleich Martin Walker auch schon im achten Lebensjahrzehnt angekommen ist. Im englischen Original ist nämlich bereits der zwölfte Band erschienen: "The Body in the Castle Well". So wird auch im Jahre 2020 zwischen Oster- und Sommerferien ein neues weißes Büchlein in den hiesigen Buchläden erscheinen und die Serie fortführen.

Christoph Mahnel 
12.08.2019

 
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Das Buch:

Martin Walker: Menu surprise. Aus dem Englischen von Michael Windgassen

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Zürich: Diogenes Verlag 2019 432 S., € 24,00 ISBN: 978-3-257-07063-7

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