Krimis & Thriller

Norddeutscher Krimi mit herrlichst trockenem Humor und genialer Ermittlungsarbeit à la Rita Falks Franz Eberhofer

Seit drei Monaten und zwei Wochen lebt und arbeitet Kriminalhauptkommissar Sörensen nun schon im beschaulichen Katenbüll. Mit einer Angststörung im Gepäck ließ er sich von Hamburg nach Nordfriesland versetzen - in der irrigen Hoffnung, dass der kleine Ort ihm ein ruhiges, beschauliches (Arbeits-)Leben bescheren wird. Doch Katenbüll ist grau und trostlos, es regnet ununterbrochen, die Einheimischen haben nicht gerade auf Sörensen gewartet. Gleich nach Sörensens Ankunft musste er sich mit einem Mordfall abmühen. Und der zweite lässt dummerweise nicht lange auf sich warten. Dem Musiker Ole Kellinghusen läuft mitten in der Nacht eine junge Frau vors Auto: blind, abgemagert, trotz der eisigen Kälte im viel zu dünnen Nachthemd. Ausgerechnet jetzt, so kurz vor Weihnachten.

Jette, irgendwas zwischen sechzehn und höchstens zwanzig Jahre alt, sagt nicht, wo sie herkommt, nennt keinen Nachnamen. Erst langsam taut sie auf und erzählt Sörensen von ihrem traurigen Schicksal. Wegen ihrer "Behinderung" glaubte ihr Vater, von Gott bestraft worden zu sein. Er sperrte sie im Keller ein, niemand durfte von ihrer Existenz erfahren. Sörensen ist geschockt. Und er will Gerechtigkeit für Jette. Also begibt er sich auf die Suche nach Dierk Lorenzen. Der hat ordentlich Dreck am Stecken. Zwar gilt er als hervorragender Arzt im Fachgebiet Onkologie, aber seine Zuneigung zum Alkohol drohte, seine Karriere zu zerstören. Dann ist da noch die Sache mit Jette. Allein deswegen sollte er, jedenfalls nach Sörensens Meinung, für mehrere Jahre hinter Gittern verschwinden.

Endlich die Adresse herausgefunden, eröffnet sich Sörensen ein Geflecht aus Mord (ein Toter wartet in Lorenzens Wohnzimmer bereits auf Sörensen, wobei es sich allerdings nicht um den Gesuchten handelt), religiösem Wahn (eine Sekte namens "Protestantisch-fundamentalistische Kirche bibeltreuer Christen") und gut gehüteten Geheimnissen. Und das, wo er doch gerade die Psychopharmaka absetzen will ...

Ein unschlagbar geistreicher, witziger, launiger Krimihit, von dem einem nach nur wenigen Sätzen ganz schwindelig wird - die Romane aus Sven Strickers Feder hauen einen glatt um, so grandios sind diese geschrieben. Langeweile? Definitiv nicht während der Lektüre von KHK Sörensens Fällen. Er löst selbst die schwierigsten, und das mit solch einer Extraportion Wortwitz und Charme, dass es die reinste Krimifreude ist. Wenn er ermittelt, hält es einen vor lauter Lesebegeisterung garantiert nicht lange auf der Couch. "Sörensen fängt Feuer" sorgt für Lachmuskelkater über mehrere Tage hinweg. Und trotzdem kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Der deutsche Autor ist definitiv ein (neuer) Star am deutschen Krimihimmel. Von seinen Büchern kann man partout nicht genug bekommen.

Mit seinen Krimis macht Sven Stricker Autorenkollegen wie Rita Falk, Klaus-Peter Wolf oder Krischan Koch ordentlich Konkurrenz. Kommissar Sörensen hat definitiv das Zeug dazu, der Franz Eberhofer Nordfrieslands zu werden. Seine Fälle, so auch "Sörensen fängt Feuer", bedeuten amüsant-spannender Lesespaß im Übermaß. Diese sind an Humor, aber auch genialer Ermittlungsarbeit nur schwer zu toppen, dürfen außerdem in keinem Bücherregal fehlen.

Susann Fleischer
10.12.2018

 
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Das Buch:

Sven Stricker: Sörensen fängt Feuer. Kriminalroman

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Reinbek: rororo Verlag 2018
448 S., € 11,00
ISBN: 978-3-499-29176-0

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