Ratgeber

Ein Plädoyer für weniger Angst bei Eltern

Eine kollektive Angst geht um in Deutschland: Wie können Eltern eine optimale Entwicklung ihrer Kinder in dieser sich immer rasanter drehenden Welt noch gewährleisten? Spätestens seit den PISA-Studien regiert eine hektische Betriebsamkeit unter Pädagogen aller Couleur: Wie viele Fremdsprachen sollen Kinder bereits im Grundschulalter erlernen? Welche Grundlagen müssen schon im Kindergarten gelegt werden? Nie waren Eltern besorgter und verunsicherter als heute, so dass unzählige Fehler begangen werden bei dem Versuch, alles richtig zu machen.

Andreas Weber zeichnet mit seinem Buch "Mehr Matsch!" den Gegenentwurf für die Eltern der Post-PISA-Kinder. "Kinder brauchen Natur", so lauten Untertitel und Tenor seines Buches. Der studierte Biologe und Philosoph Weber beruhigt Eltern und liefert ihnen ein Plädoyer für weniger Angst im Umgang mit ihren Kindern. Den Fokus seiner Botschaft setzt er auf ein intensives Miteinander mit der Natur. Weber zeigt auf, wie wichtig das kompromisslose Spiel der Kinder in der Natur für deren Persönlichkeitsentwicklung ist. Natur reflektiert Kindern Leben und Tod, und das Erleben genau dieser Reflexion sei ein enorm wichtiger Schritt für Kinder.

Weber, selbst Vater zweier Kinder, beginnt sein Buch mit einigen sehr interessanten und persönlichen Erfahrungsberichten, in denen er z. B. schildert, wie er etwaige Langeweile zu Beginn der Ferien mit einer simplen Initialzündung vertreibt, indem er seinen Kindern und deren Freunden den Bau eines Baumhauses nahelegt. Doch leider ist dieser für Eltern sehr begeisternde Einstieg für lange Zeit der letzte praktische Bezug zum Thema, denn bald ergießt sich der Autor vorzugsweise in theoretischen Abhandlungen, bevor er erst wieder gegen Ende des Buches wissbegierigen Eltern Werkzeug an die Hand gibt.

Das Buch schließt mit einem Arsenal an Vorschlägen, wie Kinder denn tatsächlich mehr Matsch erleben können: Dreißig konkrete Tipps für Eltern werden bereitgehalten, zwanzig weitere für Lehrer und Erzieher. Dabei sind die Hinweise durchweg sehr simpel gehalten, größtenteils einfach umzusetzen und auch naheliegend, eventuelle Barrieren müssen durch Eltern beiseite geräumt werden. So verweist Weber unter anderem auf die Anziehungskraft von Wasser auf Kinder, so dass man ihnen doch eine Wasserquelle zur Verfügung stellen möge. Darüber hinaus betont er auch, wie wichtig es ist, dass Eltern ihren Kindern Nähe zur Natur vorleben müssen, denn wer selbst Unkrautvernichtungsmittel im Garten einsetzt und Leben zerstört, der untergräbt automatisch auch das Verhältnis der eigenen Kinder zur Natur.

Doch es sei an dieser Stelle hervorgehoben, dass Webers grundsätzliche Botschaft klar, deutlich und elementar für den Fortbestand des Menschen ist: Zurück zur Natur! Kinder in den Matsch! Durch den tollen Buchtitel und das ansprechende Titelbild mit den drei drecksverschmierten Rackern werden garantiert viele Leser angesprochen werden.

Christoph Mahnel
18.04.2011

 
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Das Buch:

Andreas Weber: Mehr Matsch! Kinder brauchen Natur

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Berlin: Ullstein Verlag 2011
256 S., € 18,00
ISBN: 978-3-550-08817-9

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