Wissenschaften
Religion und Evolution
Ist Religiosität ein Nebenprodukt der Evolution? Dieser Frage widmen sich der Philosoph, Biologe und Wissenschafts-journalist Rüdiger Vaas und der Religionswissenschaftler Michael Blume in ihrem Buch "Gott, Gene und Gehirn".
Die Autoren geben zunächst einen Überblick über den momentanen Stand der Forschungen über Religiosität. Zahlreiche Wissenschaftler haben sich bereits an der Beantwortung der Frage versucht, ob Religiosität und die Anpassung des Menschen an natürliche und soziale Umweltfaktoren einen Zusammenhang haben. Gekonnt führen Vaas und Blume den Leser durch den Dschungel der Theorien.
Von der Idee des "Homo Religiosus" geht es weiter zur Demografie, dann zur Genetik - und der faszinierenden These eines Gottes-Gens - bis die Autoren bei der Neurotheologie angelangen. Letztere versucht Gott im Gehirn zu finden, in dem sie zum Beispiel das "meditierende Gehirn" unter die Lupe nimmt. Aber auch Jenseitsvisionen und das Vernehmen göttlicher Stimmen werden wissenschaftlich seziert und versucht genau zu ergründen.
Interessierte finden in diesem Buch sehr gut ausgewählte und dargelegte Thesen und Studien zum Thema Religiosität. Einzig die Sprache eignet sich nur für Leser, die einen akademischen Hintergrund oder einen ähnlichen Bildungsstandard haben. Dafür überzeugen die Autoren durch Ehrlichkeit, wenn sie sich an einem Fazit lediglich "versuchen" können, da das Thema keinen eindeutigen Schluss zulässt.
Klar ist: Auf diesem Gebiet gibt es noch viel Forschungspotential, hat es doch ebenso viele Facetten, wie die zahlreichen und faszinierenden Religionen unserer Erde. Wer sich nach der Lektüre eingehender mit dem Thema beschäftigen möchte, findet im Anhang eine Liste weiterführender Lektüre und Internetlinks, die eine schnelle Einarbeitung in die Fachliteratur ermöglichen.
Maria Merten
08.02.2010