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An einem frostigen Januarmorgen beobachtet die betagte Gun bei einem ihrer Spaziergänge, wie jemand offensichtlich gehetzt auf einen gefrorenen See hinaus läuft. Gun ist sich der Gefahr der Situation bewusst, doch kann sie die Person nicht mehr rechtzeitig warnen. Nomi Pedersen, eine junge Frau, bricht in den See ein und stirbt. Untersucht wird dieser Todesfall von Fredrika Storm und ihrem Kollegen. Die Umstände machen diesen Fall für Fredrika sehr besonders, denn gerade erst war sie nach einigen Jahren in Stockholm wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt, um dort ihren Dienst zu verrichten. Gun, die die gehetzte Nomi beobachtet hatte, ist Fredrikas Großmutter, darüber hinaus hatte die Tote seit kurzer Zeit für eine Personalvermittlung in Händen von Fredrikas Familie gearbeitet. Nomi schien jedoch bei den Menschen in Harlösa keine Spuren hinterlassen zu haben, so dass ihr Ableben als Unfall deklariert werden soll. Aber Fredrika lässt nicht locker, da sie sich einfach nicht erklären kann, warum eine junge Frau derart panisch auf einen gefrorenen See laufen sollte.

Rasch erweist sich Fredrika als akribische Arbeiterin, die noch so gering erscheinende Fährten aufspürt, um schließlich ein großes Bild möglicher Erklärungen für den Tod von Nomi zu zeichnen. Dabei wagt sie sich auf den Hof eines ehemaligen Anführers einer Motorrad-Gang und nicht zuletzt richtet sie konsequent ihre Ermittlungen sogar gegen die eigene Familie. Nomi schien in Harlösa einen Mann zu suchen, der vor mehr als zwanzig Jahren dort weilte und unter anderem bei den Storms auf dem Hof arbeitete, doch damals nach kürzester Zeit im Unfrieden mit Fredrikas Familie von dannen zog. Fredrika muss sich nun wohl oder übel entscheiden: Jagt sie der womöglich unangenehmen Wahrheit hinterher oder findet sie doch noch ihren Frieden mit der Familie? Beides zusammen erscheint unmöglich.

"Schwarzvogel" lautet der Auftakttitel einer neuen Reihe um die junge Ermittlerin Fredrika Storm. Die schwedische Autorin Frida Skybäck ist kein unbeschriebenes Blatt, doch hatte sie ihre Spuren bisher eher in den Segmenten "Frauenromane" und "Historische Romane" hinterlassen. Mit ihrer Protagonistin Fredrika Storm betritt sie nun Neuland, was ihr allerdings kaum anzumerken ist, da sie in "Schwarzvogel" sogleich Spannung und Dynamik walten lässt. Auch der Aufbau als Reihe ist ihr mit ihrem Krimi-Debüt gelungen, da mit Fredrika wie auch ihrem Partner Henry Charaktere eingeführt werden, die definitiv noch Entwicklungspotential besitzen, das in nachfolgenden Fällen entfaltet werden kann. Insbesondere Fredrikas noch ein wenig im Dunklen gehaltenes Trauma, das aus ihrem Abgang aus Stockholm herrührt, wird sicherlich zu thematisieren und aufzuarbeiten sein.

Das Highlight der vorliegenden und beim Audio Verlag erschienenen ungekürzten Lesung ist die Sprecherin Tanja Geke, die einen während der gut dreizehn Stunden Laufzeit des öfteren zweifeln lässt, ob hier doch nicht mehrere Sprecher hinter dem Mikrofon sitzen. Geke arbeitet derart abwechslungsreich mit ihrer Stimme, so dass gleich einige handelnde Personen stets eindeutig zu erkennen sind. Damit hilft sie dem Hörer enorm, da viele Aussagen schlichtweg über die Akustik zugeordnet werden können, wenn denn tatsächlich einmal beim Hören die Konzentration verloren geht. Somit ist "Schwarzvogel" ein Paradebeispiel dafür, wie ein Hörbuch als perfekte Aufarbeitung einer Buchvorlage daherkommen kann.

Frida Skybäck hat sich sicherlich ins Fäustchen gelacht, als sie ihre Story konzipiert hat und ihre Leser und Hörer das eine oder andere Mal in Sicherheit wiegt und anschließend gleich wieder in die Irre führt. Tatsächlich glaubt man im Laufe der Ermittlungen doch ganz genau zu wissen, wer hier in Harlösa wen auf dem Gewissen hat. Auch wenn sich die Autorin ankreiden lassen muss, dass die private und berufliche Konstruktion des Falls um Fredrika Storm herum schon ein wenig an den Haaren herbeigezogen ist, hat sie die Zerrissenheit der Hauptdarstellerin sehr gut in Szene gesetzt. Alles in allem ist "Schwarzvogel" der gelungene Auftakt einer neuen Serie, deren zweiter Teil von den begeisterten Hörern und Lesern sicherlich schon auf dem Vormerkzettel für das kommende Jahr steht.

Christoph Mahnel 
30.10.2023

Frida Skybäck: Schwarzvogel. Aus dem Schwedischen von Julia Gschwilm und Thomas Altefrohne

Sprecherin: Tanja Geke Berlin: Der Audio Verlag 2023 Spielzeit: 794 Min., € 20,00 ISBN: 978-3-7424-2950-6

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