Romane

Eine moderne, emanzipiertere Version des Grimm'schen Aschenputtel-Märchens

"Jedes Jahr wurden etwa ein Dutzend Mädchen mit Märchenblut geboren. Wir Feen spürten sie auf und prüften sie. War es eine Cinderella? Ein Dornröschen? Oder eine Rapunzel? Sobald sich unser Verdacht durch eine magische Prüfung bestätigte, bekam das Mädchen zwei bis drei Märchenfeen zugeteilt. Die bildeten sie aus, um sie auf den großen Moment vorzubereiten: den Kuss mit dem Prinzen. Cindy war meine praktische Gesellenprüfung. Mein erster Schützling. Und was für einer!"

"Das war unser Job: Wir mussten unsere Schützlinge bestmöglich auf den großen Moment vorbereiten: auf den Ball/den Kuss/die Kletterpartie mit dem Prinzen. Ich hatte mich während meiner Ausbildung zur Märchenfee auf Cinderellas spezialisiert und in diesem Fach meine theoretische Prüfung abgelegt. Jetzt stand nur noch die praktische an. Mir war natürlich klar, dass es nicht jede Cinderella bis zum gläsernen Schuh schaffte. Mal passte deren Fuß einfach nicht in den Stöckelschuh oder sie hatte sich vorher in den Müllerssohn verliebt und wollte den Prinzen gar nicht mehr haben. Da war man als Märchenfee machtlos. Von fünfzehn potenziellen Cinderellas schafften es nur etwa drei zum Ball und nur eine bis ins Herz des Prinzen. Und manche scheiterten schon, bevor sie den Prinzen zu Gesicht bekamen. Diese hier war genau so ein Exemplar ..."

Was passiert, wenn Cinderella streikt? Eine Horror-Vorstellung, insbesondere für jede Fee. Es war einmal eine Märchenfee, die ihrem Schützling Cinderella zum großen Glück mit dem Prinzen verhelfen sollte, um ihre Feenabschlussprüfung zu bestehen. Dummerweise ist diese Cinderella eine ziemlich harte Nuss: Sie ist tollpatschig, weinerlich und komplett unwillig, sich um den Prinzen zu bemühen. Und der Prinz? Eigensinnig, sturköpfig - und zu allem Überfluss auch noch an der guten Fee interessiert statt an Cinderella. Ist die Rettung dieses Märchens für eine einzelne Fee noch zu stemmen? Zumal ihre eigenen Gefühle für den Prinzen ihr zunehmend im Wege stehen? Und sie schon bald gegen Regel Nr. 1 für Feen verstößt: Küsse niemals einen Prinzen! Und plötzlich ist Chaos vorprogrammiert!

Fantasy, die von Seite zu Seite mehr Spaß macht - auf der Suche nach Unterhaltung weit abseits des Mainstreams lohnen die Bücher einer Liane Mars mehr als eine Entdeckung. "Selbst ist die Fee" überrascht mit jedem Satz. Ähnliche Unterhaltung hat echt Seltenheit im Bücherregal. Die deutsche Autorin mischt das Fantasygenre ordentlich auf. Sie bringt neuen, frischen Wind rein und hebt es auf ein anderes Level. Selbst jene, die Märchen und Co. nichts abgewinnen können, werden an dieser Lektüre ihre helle, große Freude haben. Diese ist ein absoluter Gewinn. Kein Wunder, dass man mit dem Leser wieder von vorne beginnt, kaum beim letzten Punkt angekommen. Mars ist unser Pendant zu Jennifer Estep, nur dass ihre Geschichten, zumindest die vorliegende, um einiges märchenhafter ist. Fast wie ein Disney-Film auf Speed!

Begeisterung vom ersten bis zum letzten Satz empfindet man während der Lektüre von Liane Mars' Romanen. Mehr noch: Diese bringt einen schier zum Ausflippen. Mit "Selbst ist die Fee" erfährt man Fantasy der herrlichsten Sorte, weil alles andere als nullachtfünfzehn und/oder langweilig. Kaum das vorliegende Buch aufgeschlagen, wird es turbulent, amüsant, romantisch, lustig und charmant. Leserherz, was willst du mehr? So viel Glück, Erheiterung und Vergnügen hat man beim Lesen garantiert noch nie gehabt wie in diesem ganz speziellen, besonders wunderbaren Fall.

Susann Fleischer
05.06.2023

 
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Das Buch:

Liane Mars: Selbst ist die Fee

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München: Piper Verlag 2023 336 S., € 14,00 ISBN: 978-3-492-70649-0

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