Kinder- & Jugendbücher
Im Bann der Trilogie
Vor ziemlich genau zwei Jahren überraschten Christian Jeltsch und Olaf Kraemer mit "Vom Ende der Angst", dem ersten Teil ihrer "Abaton"-Trilogie, den hiesigen Buchmarkt. Ihre als Jugendbuch getarnte Geschichte der drei Freunde Simon, Edda und Linus sorgte für Spannung und ließ die Leser gierig nach den beiden angekündigten Fortsetzungen lechzen. Nun liegen alle drei Teile von "Abaton" vor. Nach dem im Herbst 2012 erschienenen "Die Verlockung des Bösen" setzen die beiden Autoren mit "Im Bann der Freiheit" einen gelungenen Schlusspunkt unter ihr gemeinsames Werk.
Im Übergang zum finalen Akt knüpfen Jeltsch und Kraemer nahtlos an die Geschehnisse am Ende des zweiten Bands an. Die drei Freunde waren getrennt worden. Linus war verletzt zurückgeblieben, während Simon und Edda die Flucht auf eine Ölplattform in der Nordsee gelungen war. Dort schließen sie sich einer Gruppe junger Menschen an, mit denen sie gemeinsam den Widerstand gegen die organisierte und unbewusste Manipulation des Menschen durch Gene-Sys formieren. Linus bleibt jedoch unauffindbar. Der Leser verfolgt, wie er von Olsen, einem aus den vorangegangenen Bänden bekannten Söldner, der sich nun auf die Seite des Guten geschlagen hat, ins Krankenhaus gebracht wird. Doch auch zu zweit haben Simon und Edda genug Schwierigkeiten; so nagen die Geschehnisse an der Freundschaft der beiden und drohen sie zu entzweien. Doch um zu siegen, müssen Simon und Edda wieder lernen zusammenzuhalten.
Zur Erinnerung: Das Unternehmen Gene-Sys erforscht zusammen mit Wissenschaftlern die Möglichkeiten, Frequenzen zu finden, mit deren Hilfe Menschen manipuliert werden können. Edda, Simon und Linus waren einst ins Visier von Gene-Sys geraten, da sie mit ihrem besonderen Potential für weitere Forschungen und Versuche als äußerst geeignet erachtet wurden. Doch da Menschen hinter diesem Unterfangen stehen, überwiegen die bösen Absichten mit der Aussicht, einen nicht unerheblichen Profit daraus zu schlagen. Die drei Hauptdarsteller haben sich dem Kampf gegen Gene-Sys verschrieben. Doch die Hintermänner dieser Beeinflussungsmaschinerie schrecken vor keinem Mittel zurück, so dass die drei Teenager auch in diesem finalen Band in höchster Lebensgefahr schweben. Gene-Sys hat Wind von den Vorgängen auf der Plattform bekommen und will diese samt ihrer Bewohner vernichten.
Den beiden Autoren ist es gelungen, aktuelle Themen aus Wissenschaft und Politik in einer in sich völlig schlüssigen Trilogie zu verarbeiten. "Abaton" firmiert unter dem aktuell sehr erfolgreichen Genre des Jugendbuchs, jedoch hätte die Trilogie auch problemlos an Erwachsene als primäre Zielgruppe gerichtet werden können. Die Zuordnung als Jugendbuch mag vor allem den drei jungen Charakteren Linus, Simon und Edda geschuldet sein. Jeltsch und Kraemer sind dafür zu loben, dass sie ihre Protagonisten, ähnlich wie J. K. Rowling es mit ihren Zauberlehrlingen hielt, im Laufe der einzelnen Bände sukzessive weiterentwickelt haben. Es ist schließlich kaum vorstellbar, dass insbesondere Jugendliche im Fortgang der Ereignisse stagnieren. Zu akzeptieren, dass Tarzan, Karl, Klößchen und Gabi ihr Leben lang in der 9b verbracht haben, geht nicht konform mit den Ansprüchen der heutigen Leserschaft.
Die "Abaton"-Trilogie wird nicht einfach so in den Bücherschrank zurückwandern. Als Leser hat man die drei Freunde nicht nur auf einer spannenden Jagd verfolgt, sondern mit ihnen auch erschreckende Szenarien verarbeitet, die einen nachdenklich und mit ambivalenten Gedanken in Richtung Zukunft zurücklassen. Um eines Tages den Abgleich gegen die Realität durchzuführen, wird man sich schon heute vornehmen, die Trilogie in einigen Jahren nochmal aus dem Regal hervorzuholen. Wo einen heute als Konsument noch maßgeschneiderte Werbe-Emails von Amazon oder Ebay erfreuen, kann das dahinter liegende Konzept bereits morgen Dimensionen annehmen, die keinem freiheitsliebenden Menschen gefallen dürften.
Der Leser hat in diesem finalen Band so einige Aha-Erlebnisse, in denen er sich mit der Hand vor die Stirn schlägt, da ihm nun so einiges wie Schuppen von den Augen fällt. An dieser Stelle sei auch der kleine Kritikpunkt erlaubt, dass die Autoren keinen Halbsatz darauf verschwenden, auf die Ereignisse in den beiden vorangegangenen Bänden einzugehen, obgleich bei den meisten Lesern seitdem ein bzw. zwei Jahre verstrichen sind und nicht mehr jedes Detail präsent ist. Dennoch liefert "Im Bann der Freiheit "die Antworten auf alle offenen Fragen, die den Leser während der ersten beiden Teile noch beschäftigt hatten. Das vorliegende Buch bildet einen richtig starken Abschluss einer sehr speziellen Trilogie. Wer jetzt erst auf „Abaton" aufmerksam geworden ist, der sollte die Chance nutzen, dass nun die komplette Trilogie vorrätig ist, und sich den Spaß in einem Rutsch gönnen.
Christoph Mahnel
02.12.2013