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Kinder- & Jugendbücher

Ein modernes Orakel

Julian sieht seit seiner Kindheit Visionen, sogenannte Marker, bei manchen seiner Klassenkameraden und Bekannten. Aus den Augen einiger Mitschüler triefen Nebelschwaden, andere haben schwarze Balken über manchen Körperteilen. Seine Psychologin sagt, es sei nur eine Psychose, und therapiert ihn mit Medikamenten. Daraufhin verschwinden die Marker, doch Julians Leben ist immer noch von den traumatischen Erfahrungen seiner Kindheit geprägt. In einem Versuch, zurück ins normale Leben zu finden, beginnt er nach dem Abitur zu studieren und zieht in ein Studentenwohnheim.

Später trifft er bei einem Klassentreffen seine ehemaligen Schulkameraden wieder. Dabei findet er heraus, dass manche seiner Visionen wahr geworden sind. Ein Mädchen zum Beispiel, dessen Beine zu Schulzeiten immer in einer roten Wolke verschwunden waren, sitzt mittlerweile im Rollstuhl. Nun hat Julian eine Entscheidung zu treffen. Entweder er setzt seine Medikamente, die die Visionen unterdrücken, ab und verhindert vielleicht weitere Unglücke, oder er versucht, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und ignoriert seine mystische Gabe.

Davon handelt das neuste Buch von Ursula Poznanski, bekannt als Autorin für sowohl Jugendthriller als auch Erwachsenenbücher. Mit "Oracle" schlägt sie thematisch neue Wege ein, da ihre Bücher bisher eher von Sci-Fi und Technik handelten.

Das ist jedoch die größte Schwachstelle des Buches. Man merkt, dass die Autorin nicht viel Erfahrung darin hat, psychologische Bücher zu verfassen. Die pubertären und sozialen Probleme des Protagonisten sind leer und tragen nicht viel zur Geschichte bei. Es ist zu hoffen, dass die nächsten Bücher wieder ins alte Muster zurückfallen.

Dennoch ist das Buch zu empfehlen, da es wie alle Bücher der Autorin flüssig zu lesen ist und einige spannende Wendungen in der Handlung beinhaltet. Noch dazu ist das neue Thema durchaus erfrischend zu lesen.

Lucian Mahnel
25.09.2023

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