Wissenschaften

Leinen los!

Ohne den Wagemut und die Abenteuerlust der Seefahrer wäre die Erkundung der Welt niemals möglich gewesen. Für lange Zeit war das Schiff das einzige Verkehrsmittel, mit dem große Entfernungen abseits der beschwerlichen Landwege zurückgelegt und weit entfernte Kontinente erreicht werden konnten. Im ersten Band ihrer Reihe "Geschichte(n) der Seefahrt" stellen Norbert Vörding und Andreas Weber in 27 Kurzgeschichten diejenigen großen Seeleute vor, die sich als Entdecker oder Piraten einen Namen gemacht haben und zu nautischen Legenden wurden.

Der erste Teil widmet sich den maritimen Helden, die sich aufmachten, um neue Seewege zu erschließen oder Erdteile zu erkunden, deren Existenz bis dato allenfalls gerüchteweise angenommen worden war. So war der erste Europäer auf dem Amerikanischen Kontinent, der seinen Namen übrigens dem italienischen Seefahrer Amerigo Vespucci verdankt, nicht etwa Christoph Kolumbus, sondern schon gut 500 Jahre früher der Wikinger Leif Eriksson. Überhaupt glaubte Kolumbus bis zu seinem Tod irrtümlicherweise, einen westlichen Seeweg nach Indien gefunden zu haben, und verschwendete nicht einen Gedanken daran, dass es sich bei der Landmasse, an der er mit seiner Expedition gelandet war, um einen neuen Kontinent handeln könnte.

Um eine neue Seeroute nach Indien in östlicher Richtung machten sich andere verdient, wie Bartolomeu Dias, der als Erster das „Kap der guten Hoffnung" umsegelte, oder Vasco da Gama, dem erstmals die Überfahrt zum indischen Subkontinent gelang. Natürlich darf auch der wohl bedeutendste Seefahrer des 18. Jahrhunderts James Cook nicht fehlen und selbst "Heinrich der Seefahrer", der trotz seines Beinamens nachweislich nie in fremden Gefilden unterwegs war, wurde nicht vergessen. Das Autorenduo Vörding und Weber zeichnet die von den berühmten Seeleuten unternommenen Entdeckungsreisen mit Hilfe von skizzenhaften Karten nach und vermittelt so einen einprägsamen Eindruck von deren großartigen Leistungen.

Mit berühmt berüchtigten Helden zur See befasst sich dann der zweite Teil der "Geschichte(n) der Seefahrt". Hier klärt sich, wie das heute gebräuchliche Bild vom stereotypen Piraten mit Pistolen und Messern im Gürtel, Augenklappe, Holzbein und Hakenprothese entstanden ist, das sich aus Merkmalen einer illustren Runde zweifelhafter Gestalten zusammensetzt, die zu ihrer Zeit die Weltmeere unsicher machten und für Angst und Schrecken sorgten. Große Namen sind hier versammelt, wie zum Beispiel der "Robin Hood der Ostsee" Klaus Störtebeker, Sir Henry Morgan, dem die Entwicklung eines eigenen Piratenkodex zugeschrieben wird und die Eroberung Panamas gelang, oder Edward "Blackbeard" Teach, der gefürchtetste Freibeuter aller Zeiten. Auch weibliche Piraten wie Anne Bonny und Mary Read werden hier nicht unterschlagen, genauso wenig wie Samuel Bellamy, der aus Liebe zum Seeräuber wurde.

Wie nicht allein "Die Schatzinsel" von Robert Louis Stevenson beweist, die auf die Erlebnisse des Korsaren Piet Pieterszoon Heyn zurückgeht, sind Piratengeschichten schon seit langer Zeit eine Quelle der Inspiration für Literaturschaffende. Norbert Vörding und Andreas Weber erzählen jedoch keine fiktiven Geschichten, sondern erläutern anschaulich und unterhaltsam Herkunft und Werdegang großer Seefahrer und machen auf kurzweilige Art und Weise darauf aufmerksam, was diese auf den Meeren dieser Welt geleistet haben. Die 27 in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten dieses Bandes sind auch für Landratten eine informative und anregende Lektüre!            

Christian Götz
29.11.2010

 
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Das Buch:

Andreas Weber, Norbert Vörding: Geschichte(n) der Seefahrt. Band I – Entdecker und Piraten

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Hamburg: Koehlers Verlagsgesellschaft 2010
182 S., € 19,90
ISBN: 978-3-7822-1022-5

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