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Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts schrieb ein fantasiereicher englischer Autor eine Geschichte nieder, die Einzug halten sollte in das kulturelle Erbe des Homo sapiens phantasiae. John Ronald Reuel Tolkien ist der Name des Mannes, der stets im gleichen Atemzug mit seinem Meisterwerk "Der Herr der Ringe" genannt werden wird, dem Epos, das sich millionenfach verkauft hat und seit seiner Fertigstellung vor mehr als sechzig Jahren unzählige Frühlinge erlebt hat, ob als Buch oder als Verfilmung, ja sogar eine neue Übersetzung schlägt stets hohe Wellen. Tolkien hat in dieser Trilogie seine über Jahrzehnte hinweg geschaffene Fantasiewelt von Mittelerde als Hintergrund genommen und darin die fantastische Geschichte von Frodo Beutlin platziert, dem Hobbit, der für seinen Versuch, die Welt zu retten, sein eigenes Leben und das seiner Gefährten aufs Spiel setzt.

"Der Herr der Ringe" basiert auf Tolkiens noch vor dem Zweiten Weltkrieg verfasster Vorgeschichte "Der kleine Hobbit", wo einst Frodos Onkel Bilbo Beutlin auf Reisen gegangen war und dabei den Einen Ring der Macht in seinen Besitz bringen konnte. Die Übergabe des Ringes von Bilbo an Frodo bildet schließlich auch den Auftakt von "Der Herr der Ringe". Es verdichten sich in der Folge die Anzeichen, dass die bösen Kräfte in Mittelerde immer stärker werden und ihnen nur dadurch Einhalt geboten werden kann, wenn es Frodo gelingt, besagten Ring zu vernichten. Doch die Versuchung, diesen für sich selbst zu nutzen, ist sehr verlockend und der Weg ins Lande Mordor, wo das Böse in Person von Sauron wohnt, weit und äußerst steinig. "Der Herr der Ringe" berichtet bekanntermaßen genau von diesem "Road Trip" aus dem Auenland über die Ländereien von Zwergen, Elben und sonstigen Menschen sowie Fabelwesen bis nach Mordor.

Über den Inhalt von "Der Herr der Ringe" zu referieren, kommt jedoch dem Transport von Eulen nach Athen gleich, zu bekannt ist schließlich die Geschichte von Frodo und seinen Mitstreitern. Einen enormen Schub des Bekanntheitsgrades hatte "Der Herr der Ringe" kurz nach der Jahrtausendwende erhalten, als sich Star-Regisseur Peter Jackson der lange Zeit als "unverfilmbar" geltenden Buchvorlage angenommen und drei Blockbuster der Filmgeschichte geschaffen hatte. Umso interessanter erscheint im Zuge dieser immer noch im kollektiven Gedächtnis weilenden Verfilmung nun ein vom Hörverlag neu aufgelegtes Hörspiel zu Tolkiens "Herr der Ringe"-Trilogie, zumal dieses weit vor Jacksons visueller Aufbereitung entstanden ist. Ziemlich genau ein Vierteljahrhundert hat dieses Hörspiel bereits auf dem Buckel, doch lässt es Bilder vor dem geistigen Auge des Hörers entstehen, die zwar durch die Verfilmung vorgeprägt sind, aber auch enorm das eigene Kopfkino anwerfen.

Es ist ein wahres Starensemble, das für das vorliegende Hörspiel ans Mikrofon getreten ist. Mit dem Erzähler Ernst Schröder hält eine leider nicht mehr auf der Erde weilende Stimme die Zügel in der Hand, die den von der ersten Minute an begeisterten Hörer in Bann schlägt. Des Weiteren sind Sprecher am Werk, die auch heute noch in der ersten Riege der Hörbuchvertoner agieren, beispielsweise leiht Rufus Beck dem Hobbit Pippin seine Stimme oder Hans Peter Hallwachs dem "Streicher" Aragorn. Die elfeinhalb Stunden dieses Hörspiels sind ein wahres Festival für die Ohren, die Produktion des Südwestfunks schafft es nämlich, sich auf die wesentlichen Handlungsstränge zu fokussieren, diese verständlich umzusetzen und akustisch brillant zu untermalen, von der individuellen Qualität der einzelnen Sprecher ganz zu schweigen.

Diejenigen "Herr der Ringe"-Fans, die einst bei der Verfilmung darüber empört waren, dass Tom Bombadil keinen Leinwandauftritt erhielt, werden im vorliegenden Hörspiel höchst erfreut darüber sein, wenn diese skurrile Figur ihren angemessenen Raum einnehmen darf. Doch während die Produktion von Peter Jackson eine Inszenierung für die Massen war, werden an diesem Hörspiel wiederum die Tolkien-Puristen ihre Freude haben. Dem Hörverlag sei Dank, dass diese Perle des Hörspiels wieder ausgegraben und die beiden mp3-CDs in einem hochwertig daherkommenden Pappschuber erneut auf den Markt gebracht worden sind. "Mein Schatz ...", man wird Gollums Worten beipflichten müssen, wenn man sich auf dieses Hörspiel eingelassen hat.

Christoph Mahnel
23.01.2017

J.R.R. Tolkien: Der Herr der Ringe. Das Hörspiel. Aus dem Englischen von Margaret Carroux, E.-M. von Freymann

Sprecher: Ernst Schröder u.v.a.
München: Der Hörverlag 2016
Spielzeit: 687 Min., € 27,99
ISBN: 978-3-844-52476-5

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