Hörbücher
Eine Erfolgsstory à la Wallander
Das Team der Reichsmordkommission hat alle Hände voll zu tun. Billy, Vanja und ihr Chef Torkel sehen sich einem Serienmörder gegenüber, auf dessen Konto zahlreiche Frauenmorde in den letzten Monaten gehen. Das Muster dieser Morde erinnert stark an Edward Hinde, einen Serienmörder, dem vor knapp 15 Jahren das Handwerk gelegt werden konnte und der seitdem im Gefängnis einsitzt. Die Überführung von Hinde ging einst auf das Konto von Sebastian Bergmann, als dieser noch als Kriminalpsychologe brillierte. Trotz aller Vorbehalte wird Bergmann auch zu den aktuellen Ermittlungen hinzugezogen, um mit Hinde in Kontakt zu treten. Ist hier ein Nachahmungstäter am Werk oder hat Hinde mehr damit zu tun, als man es zunächst für tatsächlich möglich hält?
"Die Frauen, die er kannte" ist der zweite Fall für Sebastian Bergmann, den frustrierten und traumatisierten Psychologen. Die beiden Autoren Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt haben mit ihrer Reihe eine neue schwedische Erfolgsstory geschrieben, die scheinbar in jeder Hinsicht an Henning Mankells Erfolg mit dessen Kommissar Wallander anzuknüpfen scheint. Nach dem Debüt "Der Mann, der kein Mörder war" und dem dritten Teil "Die Toten, die niemand vermisste" lässt sich konstatieren, dass die Fälle aus der Feder der beiden Schweden zu den aktuell am heißesten gehandelten Kriminalromanen zählen.
Nach dem Tod von Frau und Tochter beim Tsunami 2004 in Thailand ist der einstmals gefragte Psychologe Sebastian Bergmann ein seelisches Wrack, das unter Depressionen leidet und sich seinen Mitmenschen keineswegs als Sympathieträger präsentiert. So ist Sebastians Seelenleben ein elementarer Bestandteil der vorliegenden Reihe. Der Protagonist beobachtet und behütet nämlich heimlich seine Tochter Vanja, die jedoch nichts von ihrem tatsächlichen Vater weiß. Bereits im ersten Teil wurde diese Hintergrundhandlung initiiert, die nun in "Die Frauen, die er kannte" intensiviert wird.
Mit Edward Hinde steht Sebastian Bergmann ein hochintelligenter Serientäter gegenüber, so dass man sich beinahe an Hannibal Lecter erinnert fühlt, da Hinde im Spiel mit Bergmann die Fäden in der Hand zu halten scheint. Schließlich führt die Spur im aktuellen Fall sogar auf Sebastian Bergmann selbst zurück. Da kommt es ihm wenig zupass, dass parallel zu den Ermittlungen einer seiner One-Night-Stands ihn überrumpelt und bei ihm einzieht. Ist Sebastian, der nicht richtig im Leben steht und ständig um Vanja und seine geheim gehaltene Vater-Tochter-Beziehung bemüht ist, der richtige Mann, um den Fall zu lösen?
Die vorliegende, auf sechs CDs gekürzte Lesung des zweiten Bergmann-Falls war bereits vor knapp anderthalb Jahren erschienen und ihr ist in der Zwischenzeit sogar schon eine weitere Fortsetzung gefolgt. Im Zuge der Verfilmung der ersten beiden Folgen als Fernsehfilme hat der herausgebende Audiobuch Verlag für das bevorstehende Frühjahr eine ungekürzte Lesung von "Die Frauen, die er kannte" angekündigt. Mit Doug-las Welbat sitzt in beiden Fällen der Haus- und Hofsprecher der Bergmann-Romane am Mikrofon, und dies völlig zu Recht. Denn dank seiner angenehmen Stimme hört der Leser dem Sprecher des Krümelmonsters aus der Sesamstraße einfach gerne zu.
Eine große Nähe zwischen Sebastian Bergmann und Kurt Wallander ist definitiv nicht zu leugnen, da es einfach zu viele Parallelen und Überschneidungen zwischen den beiden Erfolgsprojekten gibt. Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt, die beiden Bergmann-Autoren, haben vor ihrem schriftstellerischen Durchbruch bereits Drehbücher für Wallander-Verfilmungen verfasst. Des Weiteren hat mit Rolf Lassgård der für seine Verkörperung des Kurt Wallander bekannte schwedische Schauspieler auch die Rolle des Sebastian Bergmann in dessen ersten beiden Fernsehfilmen übernommen. Zu guter Letzt fungiert Douglas Welbat, der Sprecher der deutschen Sebastian-Bergmann-Hörbücher, als die deutsche Synchronstimme von Rolf Lassgård sowohl in den Wallander- wie auch in den Bergmann-Filmen.
"Die Frauen, die er kannte" beinhaltet eine hochspannende Geschichte, deren zentrale Handlung einen gnadenlos fesselt, so dass man förmlich an den Lippen des Sprechers hängt. Derart unterhaltsam kommt beim Hörer zu keinem Zeitpunkt auch nur der Hauch von Langeweile auf. Hjorth und Rosenfeldt ist eine gut durchdachte und ideenreiche Story gelungen. Für Leser und Hörer der Bergmann-Reihe sei aufgrund der sich weiterentwickelnden Rahmenhandlung und Hauptcharaktere empfohlen, die richtige Reihenfolge der Serie einzuhalten. Das vorliegende Hörbuch macht eindeutig Lust auf mehr. Gut, dass ein dritter Teil bereits er-schienen und auch schon ein vierter Fall für den Herbst 2014 angekündigt worden ist.
Christoph Mahnel
20.01.2014