Hörbücher
Hochzeit mit Klischees
W?hrend Deutsche m?glichst keine Gesch?fte mit der Familie machen, machen T?rken m?glichst keins ohne die Familie. Das hat Daniel schnell begriffen. Der Westfale hat sich jedoch noch immer nicht an die t?rkische Lebensart gew?hnt. Er wurde dazu erzogen, kein Macho zu sein und alle Geschlechter, Religionen und sexuellen Ausrichtungen gleichberechtigt zu behandeln. Jetzt ist er mit seiner t?rkischen Freundin Aylin zusammen und soll pl?tzlich bei jeder Entscheidung der Boss sein. Zumindest bei denen, die ihm Aylin ?berl?sst. Das ist schon schwierig. In wenigen Tagen findet die Hochzeit der beiden statt und Daniel z?hlt die Tage und Stunden r?ckw?rts, bis er seine Traumfrau endlich heiraten kann. Bis dahin muss er jedoch noch eine intensive Zeit mit Aylins t?rkischer Gro?familien durchstehen.
Die Hochzeitsreise wird nat?rlich bei Aylins Cousin Kenan im Reiseb?ro gebucht, wo dieser auch K?chenger?te, Computer und Medikamente verkauft. Das Reiseziel soll der zuk?nftige Ehemann bestimmen. Zumindest so lange, bis klar wird, dass das Brautpaar f?r die Flitterwochen selbstverst?ndlich bei Tante Emine unterkommen wird und diese schrecklich traurig ist, wenn die beiden ihre Einladung nicht annehmen.
W?hrend in Aylins Familie vor allem leidenschaftliche Gef?hle eine Rolle spielen, beruht Daniels Beziehung zu seinen Eltern eher auf gegenseitige, respektvolle Distanz. Statt warmer Worte doziert Vater Rigobert lieber ?ber Nationalsozialismus und die Freundschaft zwischen Paul Klee und Wassily Kandinsky. Beim Aufeinandertreffen dieser unterschiedlichen Familien sind Missverst?ndnisse und Grenzerfahrungen vorprogrammiert.
In seinem Roman "Der Boss" karikiert Moritz Netenjakob s?mtliche Klischees und Vorurteile ?ber T?rken und intellektuelle 68er. Auch Protagonist Daniel erhellt uns mit lustigen Gedanken, auf die wir sonst niemals gekommen w?ren. Das Ganze ist nicht immer glaubw?rdig, nicht immer realistisch, aber daf?r eben richtig lustig. Dieses H?rbuch ist bereits das zweite Werk des deutschen Autors und die Fortsetzung seines Erstlings "Macho Man". Wieder liest der Autor seinen Roman als H?rbuch selbst. Wahrscheinlich, weil es wohl niemand besser machen k?nnte als der Comedian, denn passender geht nicht.
Jennifer Mettenborg
23.04.2012