Hörbücher

Die Schöne vom Nil

Sie fehlt in keinem Kompendium der Geschichte, das es sich zur Aufgabe gesetzt hat, die bedeutendsten Frauen der Weltgeschichte zu portr?tieren. Kaum eine Frau der Geschichte hat mehr erotische Faszination ob ihrer Exotik und Beziehungen zu den M?chtigen der Welt verspr?ht als die letzte K?nigin ?gyptens: Kleopatra VII., kurz Kleopatra. Im vorliegenden H?rbuch wird sie gekonnt und losgel?st vom allgemeinen Bild der m?nnermordenden und nymphomanen Pharaonin durch den Hamburger Geschichtsprofessor Christoph Sch?fer gew?rdigt und portr?tiert.

Grundlage des 2 CDs umfassenden H?rbuchs von auditorium maximum ist Sch?fers Werk "Kleopatra: Gestalten der Antike" aus dem Jahre 2006. Das H?rbuch ist eine leicht verst?ndliche Aufarbeitung dieses Buches und enth?lt mit einer Laufzeit von 148 Minuten eine optimale Essenz dieser wissenschaftlichen Grundlage. Dazu liefert der Vortrag durch Wolfgang Schmidt einen gelungenen Geschichtsunterricht, wie man ihn sich zu Schulzeiten gew?nscht h?tte. Als H?rer klebt man an seinen Lippen, das Tempo des Vortrags l?sst Raum f?r die Einordnung neu eingef?hrter Personen und ihre Verflechtungen in den Gesamtkontext.

Sch?fer l?st sich in seiner Kleopatra-Darstellung von dem allgemein vorherrschenden Bild Kleopatras als Verf?hrerin der M?chtigen, gar der M?tresse, die alleine mit erotischen Reizen ihre Macht gefestigt haben soll. Insbesondere ihre Liaison mit Caesar wird von Sch?fer kritisch auf eine tats?chliche Machbarkeit hin untersucht. Er kommt dabei zum Schluss, dass neben dem gemeinsamen Sohn Caesarion, einem offensichtlichen Resultat ihrer Verbindung, wohl nur wenig Zeit und Raum f?r das Ausleben ihrer "Liebe" geblieben sein muss. "Aff?re" kennzeichnet daher das Verh?ltnis zwischen Caesar und Kleopatra wohl am besten.

Ganz anders sah es da schon hinsichtlich Marcus Antonius aus, einem der Triumvirn im zweiten Triumvirat Roms. Zusammen mit Lepidus und Octavian, dem sp?teren Augustus, bildete er die Spitze Roms, k?mpfte aber tats?chlich gegen letzteren um die Vorherrschaft im R?mischen Reich, als die Republik im Untergang begriffen war und die Epoche des Kaiserreichs ihren Anfang nahm. Kleopatras Beziehung mit Marcus Antonius war ebenfalls mit Nachkommen, den Zwillingen Alexander und Kleopatra, gesegnet, doch l?sst sich hier laut Sch?fer zweifelsfrei von einer festen Beziehung sprechen. Inwieweit aber tats?chlich bedingungslose Liebe im Spiel gewesen war, l?sst er am Ende des H?rbuchs bewusst offen, ohne aber die zwischen politischem Kalk?l und Liebe hin und her rollende Kugel in Richtung der Waagschale mit der romantischen Note zu schubsen.

Sch?fers Erz?hlung der Geschichte Kleopatras ist eine fesselnde Zeitreise durch das letzte vorchristliche Jahrhundert. Die Lage ?gyptens war bei weitem nicht mehr so rosig wie noch in den vorangegangenen drei Jahrtausenden. Es war abh?ngig vom m?chtigen R?mischen Reich und Kleopatra de facto ein Spielball der r?mischen Interessen. Dass sie es nat?rlich brillant verstand, ihre Reize f?r ihre Interessen und die ?gyptens in die Waagschale zu werfen, ist nicht zu leugnen. Wie d?rftig dennoch die Quellenlage selbst um eine Person wie Kleopatra ist, wird mehrfach deutlich: So ist nicht einmal die Mutter Kleopatras eindeutig zu benennen oder festzustellen, was die mangelnde Qualit?t der Berichterstattung im R?mischen Reich und seinen Provinzen vor knapp einundzwanzig Jahrhunderten unterstreicht.

Im Laufe des H?rbuchs mag man mitunter den Eindruck erhalten, dass es weniger ein Portr?t Kleopatras ist als vielmehr eine Geschichte Caesars oder Marcus Antonius' und deren Schlachten in allen Teilen des R?mischen Reiches. Dies zeigt letztlich einmal mehr, wie gering Kleopatras direkter Machteinfluss auf den Lauf der Geschichte war. Dennoch stellt Sch?fer am Ende des H?rbuchs die berechtigte Frage an die Geschichte, wie denn die kommenden Jahrzehnte, gar Jahrhunderte des Kaiserreichs verlaufen w?ren, h?tte nicht Octavian den B?rgerkrieg f?r sich entschieden, sondern Marcus Antonius mit Kleopatra an seiner Seite? Garantiert weniger martialisch und daf?r sicherlich dyonisischer, lautet Sch?fers offene und viel Interpretationsspielraum liefernde Antwort.

Christoph Mahnel
15.11.2010

 
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Das Buch:

Christoph Schäfer: Kleopatra

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Sprecher: Wolfgang Schmidt
Darmstadt: auditorium maximum 2010
Spieldauer: 148 Min., € 19,90
ISBN 978-3-534-60131-8

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