Hörbücher

Helden der Weimarer Klassik

R?diger Safranski, einer der Gastgeber des "Philosophischen Quartetts" im ZDF, hat sich in seiner neusten Publikation mit zwei Dichtern h?chsten Ranges besch?ftigt, die eine besondere Freundschaft verband: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Der Briefwechsel zwischen ihnen, der als bedeutendstes gemeinsames Werk gilt, ist auch f?r Safranski die wichtigste Quelle. Zu Lebzeiten waren sich die zwei Dichter gewiss, dass sie gerade durch die Polarit?t ihrer Charaktere angezogen werden. Diese Gegens?tzlichkeit war es, die auf beiden Seiten zur Steigerung der sch?pferischen Kr?fte f?hrte. F?r Goethe mehr zu Beginn, f?r Schiller eher gegen Ende der Freundschaft.

Zum ersten Mal treffen die beiden 1779 bei einer Preisverleihung in der Stuttgarter Karlsschule aufeinander. Goethe als ber?hmter Autor des G?tz und des Werther, der den Sturm und Drang bereits hinter sich gelassen hat, schaut bei dieser Begegnung lediglich ?ber den zehn Jahre j?ngeren Studenten Schiller hinweg. Dieser kommt zum ersten Mal 1787, w?hrend Goethes Italienreise, nach Weimar. Als Goethe wiederkehrt, leitet Charlotte Lengefeld, Schillers zuk?nftige Frau, das n?chste Treffen in die Wege, das erneut ohne gro?en Erfolg endet. Wieder ist f?r Schiller kein Herankommen an Goethe. Denn diesem sind die "R?uber" verhasst und Schiller als dessen Autor missf?llt ihm. So wird allm?hlich auch Schillers Eindruck durch das stolze und bem?ht w?rdevolle Verhalten Goethes unvorteilhafter. Im Sommer 1794 findet in Jena endlich das "gl?ckliche Ereignis der gelungenen Begegnung" zwischen Goethe und Schiller statt und f?hrt zu einer legend?ren Freundschaft.

Die beiden Geistesgr??en unterst?tzen sich von nun an wechselseitig bei ihrem Schaffen. Goethe, angeregt durch den fruchtbaren Ideenwechsel mit Schiller, erlebt eine zweite poetische Jugend. Schiller gr?ndet "Die Horen" und kann Goethe zur Mitarbeit gewinnen. Bei der Arbeit zum Wilhelm Meister wird Schiller miteinbezogen und Goethe nimmt Anregungen und Kritik entgegen. Ein gemeinsam geschaffenes Werk sind die 1795 erscheinenden Xenien, mit denen die beiden ihrem wachsenden ?rger auf die literarische Mittelm??igkeit der Kritiker, Autoren und des Publikums Luft machen. Goethe ist zu der Zeit so oft bei Schiller in Jena, dass sich seine Ehefrau Christiane ?ber seine st?ndige Abwesenheit beschwert. Derweil halten Goethe und Schiller gro?e St?cke auf ihre Ideen und verbringen viele gemeinsame Stunden, teilweise lauthals lachend, ?ber ihren Spottversen. Die Ver?ffentlichung wird, wie geplant, ein Skandal. Doch Goethe merkt, dass Polemik allein nicht gen?gt, dass es vielmehr gilt, mit eigenen, vorbildgebenden Werken hervorzutreten. Die gro?en und w?rdigeren Kunstwerke waren jetzt f?r Schiller der "Wallenstein", f?r Goethe "Hermann und Dorothea".

W?hrend das Genie Goethe scheinbar zu den von der Natur und den G?ttern beg?nstigten geh?rt, muss Schiller sich vieles erk?mpfen. Gegen Goethe f?hlt er sich bisweilen als 2poetischer Lump", seine finanzielle Situation ist ?ber lange Zeit angespannt und er ist von kr?nklicher Natur. Als er schlie?lich 1805 einer schweren Krankheit erliegt, traut sich zun?chst niemand, Goethe die Nachricht von Schillers Tod mitzuteilen. Goethe err?t es schlie?lich selbst. Zwar geht er nicht zur Beerdigung, bewahrt aber sp?ter Schillers Sch?del bei sich auf.

R?diger Safranski liest in gek?rzter Fassung sein Buch "Goethe und Schiller. Geschichte einer Freundschaft" selbst und seine ruhige, souver?ne Stimme k?nnte nicht passender sein. Dabei wird in den 280 Minuten Spielzeit auf jegliche Musikeinlage oder Klanguntermalung verzichtet. Im Mittelpunkt stehen in einer angenehmen Ausgewogenheit das gemeinsame Arbeiten, Denken und private Miteinander der beiden Hauptfiguren. Safranski verzichtet neben der Gelehrtensprache ebenso auf weit ausholende Erl?uterungen. Trotzdem geht er sowohl auf das geschaffene Werk als auch auf den zeitlichen Zusammenhang ein. Und das alles ?beraus geordnet und verst?ndlich. Zwar handelt es sich nicht unbedingt um neue Erkenntnisse, die der Autor uns unterbreitet, doch was macht das schon, wenn er uns so vortrefflich zu unterhalten wei??

Jennifer Mettenborg
13.09.2010

 
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Das Buch:

Rüdiger Safranski: Goethe und Schiller. Geschichte einer Freundschaft

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Sprecher: Rüdiger Safranski
München: Verlag Random House Audio 2009
Spielzeit: 280 Min., € 19,95
ISBN: 978-3-8371-0159-1

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