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Ein gelber Hund taucht plötzlich in Concarneau auf, und mit ihm ziehen Angst und Schrecken in die kleine bretonische Hafenstadt im Département Finistère ein. Dabei hat es den Anschein, dass insbesondere eine Runde notabler Herren im Visier des Unbekannten steht. Ein Weinhändler wird auf offener Strasse angeschossen, eine Karaffe mit Pernod, die den Herren im Hôtel de l'Amiral vorgesetzt wird, ist mit Strychnin versetzt, der Journalist Servieres verschwindet unter mysteriösen Umständen, bis plötzlich der erste Mord geschieht und Journalisten aus ganz Frankreich Einzug in das verträumte Fischerstädtchen halten. Mittendrin ist Kommissar Jules Maigret, der kurz zuvor zur mobilen Brigade von Rennes beordert worden ist und nun die Inspektoren rund um Concarneau auf Trab hält.

Maigret beobachtet, Maigret fragt nach und handelt stets konträr sowohl zu den Erwartungen der anderen als auch zu denen seiner Leser und Hörer. Maigret überrascht mit einem Rückzug zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, nur um eine entscheidende Observation möglichst unbeobachtet durchführen zu können. Die vorliegende Folge kulminiert im großen Showdown, zu dessen Zweck Maigret alle Beteiligten an einem Ort zusammenbringt, unter anderem auch die nicht ganz unbeteiligten und nicht immer ehrenwerten Notablen, zumindest die noch übriggebliebenen. Dort wird der Hörer schließlich mit einer überraschenden Auflösung des Falles begeistert und vom stundenlangen Rätselraten hinsichtlich potentieller Motive und Verdächtiger erlöst.

Die vorliegende Folge "Maigret und der gelbe Hund" gehört zu Simenons Frühwerken. Bereits 1931 produzierte der schreibwütige Belgier diesen Roman als sechsten in seiner Maigret-Reihe. Am Ende sollten 75 Romane mit dem herrlich eigenbrötlerischen Pariser Kommissar der Nachwelt als wertvolles Erbe Simenons hinterlassen werden. Der Diogenes Verlag hat gerade die Neuauflage dieser Maigret-Gesamtausgabe abgeschlossen und diese in 75 wunderbaren kartonierten Bänden mit Leseband gemäß der historischen Chronologie auf den Markt gebracht. Darüber hinaus sind einige der Folgen auch als ungekürzte Hörbücher erschienen, wofür Diogenes mit Friedhelm Ptok und Gert Heidenreich zwei wirkliche Meister ihres Faches als Sprecher gewinnen konnte.

Georges Simenon hat in diesem Frühwerk eine ordentliche Portion Sozialkritik einfließen lassen, sei es mit der Szene, in der der gelbe Hund von der aufgebrachten Bevölkerung beinahe zu Tode gesteinigt wird, oder sei es mit den Figuren des Bürgermeisters und der notablen Herren. Bereits in dieser frühen Schaffensphase beherrschte Maigret die Kunst der einfachen Sätze, die ihm und seinen Werken über das kriminalistische Element hinaus auch literarisch hohes Ansehen einbrachten. Immer wieder lohnt es sich bei solchen Sätzen innezuhalten, um festzustellen, wie viel sich aussagen lässt mit wenigen und wenig hochtrabenden Worten, sofern sie sich nur am richtigen Platz und in der richtigen Reihenfolge befinden. Hier erweist sich die Hörbuch-Ausgabe als kleiner Nachteil, da man beim Hören leider den Satz nicht entsprechend markieren, ihn sich einfach mehrmals auf der Zunge zergehen lassen oder kurze Zeit bei ihm verweilen kann.

Christoph Mahnel
14.09.2009

Georges Simenon: Maigret und der gelbe Hund. Aus dem Französischen von Raymond Regh

Sprecher: Friedhelm Ptok
Zürich: Diogenes Verlag 2006
Spielzeit: 251 Min., € 19,90
ISBN: 978-3-257-80040-1

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