Hörbücher

Frauen im Nachkriegs-Hamburg

Hamburg in den 1950er-Jahren. Der Krieg ist vorbei, doch die Spuren, die er hinterlassen hat, sind in der ganzen Stadt zu spüren. Zerbombte Straßenzüge prägen das Stadtbild, Wohnraum und Arbeitsplätze sind knapp. Doch die junge Greta, die in Hamburg aufgewachsen und 1939 mit ihrer Großmutter in deren Heimat Schweden geflohen ist, kann dies nicht abschrecken. Nach dem Tod ihrer Großmutter hat sie Stockholm hinter sich gelassen, um in Hamburg ihren Vater aufzusuchen und sich auf die Spuren ihrer Mutter, die während des Krieges spurlos verschwunden ist, zu begeben.

Doch besonders freundlich empfängt die Hansestadt die junge Frau nicht. Ihr Vater, der mittlerweile eine neue Familie hat, ist nicht gerade begeistert, als sie vor der Tür steht. Auch die Arbeitssuche - Greta hat in Stockholm in einem Schönheitssalon als Kosmetikerin gearbeitet - gestaltet sich sehr schwierig. Doch dann trifft Greta auf die lebensfrohe Marieke aus Ostpreußen, die sich trotz aller Widrigkeiten von Flucht und Vertreibung nicht hat unterkriegen lassen. Zusammen mit ihr und der zurückhaltenden Trixie aus Blankenese funktionieren sie einen ausrangierten Lkw zu einem mobilen Schönheitssalon um: Marieke macht Haare, Greta mischt Cremes und Trixie gibt Modetipps.

Während sich das Leben für Greta zum Besseren zu wenden scheint, bleibt doch immer ein fader Beigeschmack: Greta ist eigentlich nach Hamburg zurückgekommen, um mehr über das Verschwinden ihrer Mutter währende des Krieges zu erfahren. Aber weder ihr Vater, der sich mit Infos bedeckt hält, noch eine alte Freundin und Kollegin der Mutter, die mittlerweile dement ist, können ihr weiterhelfen. Doch dann führt sie eine Spur in eine psychiatrische Klinik ins hessische Haddamar.

Die Journalistin und Autorin Kerstin Sgonina kam selbst als 18-Jährige nach Hamburg und schlug sich dort als Türsteherin und Barfrau durch. Auch wenn sie heute in Berlin lebt, ist die Liebe zu Hamburg geblieben. Das merkt man ihrem neuen Roman "Als das Leben wieder schön wurde" an. Neben den drei starken Frauenfiguren spielt die Stadt auch eine ganz besondere Rolle im Roman, der thematisch an Carmen Korns Jahrhunderttrilogie erinnert.

Sgonina zeichnet nicht nur interessante Frauenfiguren, die sich in den Nachkriegswehen jede auf ihre Art behaupten müssen, sondern sie verknüpft damit auch ein dunkles Thema aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs - das Euthanasieprogramm der Nazis.

Für die Hörbuchversion, die dankenswerterweise ungekürzt auf zwei mp3-CDs erschienen ist, steht die Schauspielerin und versierte Sprecherin Jodie Ahlborn hinter dem Mikrofon. Auch wenn sie eine eher zarte Stimme hat, bringt sie die verschiedenen Charaktere mit viel Nachdruck und unterschiedlicher Färbung auf die Tonspur. Ihre jung klingende Stimme sorgt für den nötigen Schwung, für den auch die jungen Frauen in der Geschichte stehen.

Trotz einiger dunkler Themen ist "Als das Leben wieder schön wurde" ein Roman, der für ein Wohlgefühl sorgt und für Hoffnung und Neubeginn nach schweren Zeiten steht.

Sabine Mahnel 
26.04.2021

 
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Das Buch:

Kerstin Sgonina: Als das Leben wieder schön wurde

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Sprecherin: Jodie Ahlborn Berlin: Der Audio Verlag 2021 Spielzeit: 782 Min., € 20,00 ISBN: 978-3-7424-1383-3

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