Bildbände

Ein ungewöhnlicher Bildband für Kunstliebhaber

In der Neuzeit gibt es nicht viele Menschen, die die Bezeichnung "Universalgenie" verdient haben. Rudolf Steiner, seinerzeit österreichischer Goetheforscher, Philosoph, Begründer der Anthroposophie, Pädagoge und Sozialreformer, gehört zweifellos zu diesem erlesenen Kreis jener Menschen, die der Welt ein bedeutendes Vermächtnis hinterließen. Seines besteht in mehr als tausend "Tafel-Bildern", von denen einige in dem Bildband "Ich bin das Bild der Welt" für all jene festgehalten sind, die in der Wissenschaft eine ungewöhnliche Kunstform sehen. Und Kunst ist es tatsächlich, die sich hier vor den Augen des Betrachters und Lesers ausbreitet - wenn auch eine, die eher mit ihrem Pragmatismus überzeugt.

In den ausgewählten Wandtafelzeichnungen zeigt sich, warum Steiner eine Inspirationsquelle für die bedeutenden Künstler seiner Zeit wie Kandinsky und Mondrian sein konnte. Kein anderer vermag es wie er, solch eine Einheit von Kunst, Wissenschaft und Religion wiederherzustellen. Sage und schreibe fünftausend (!) freigehaltene Vorträge sind dafür der Beweis. Auch wenn diese in diesem Bildband eindeutig eine untergeordnete Rolle spielen, so sind sie der Ausdruck für Steiners Vermögen, seine Zuschauer mit Worten zu fesseln.

Ursprünglich sind es einfach angelegte Skizzen, die aber im Laufe der Zeit an Komplexität zunahmen - und dabei trotzdem in ihren Bewegungen fließend auf den Betrachter wirken. Und dies ist auch der Reiz, den "Ich bin das Bild der Welt" so anziehend macht. Und das sogar für diejenigen, die der Kunst sonst nicht sonderlich viel abgewinnen können. Gewöhnlich ist hier nämlich gar nichts. Einzigartig, wenn nicht gar extraordinär, können die Wandtafelzeichnungen zweifellos bezeichnet werden. Sie müssen es sogar, denn es gibt nach Steiner niemanden, dem solch ein "Experiment" gelang. Dies war es jedenfalls am Anfang, denn nach kürzester Zeit hatte sich dieses nämlich bereits bewährt.

Der Steidl Verlag ist dafür bekannt, die Heimat für ungewöhnliche Künstler und ebenso ungewöhnliche Bücher zu sein. In dieser Tradition reiht sich der Bildband "Ich bin das Bild der Welt" nahtlos ein. Und das ist auch gut so, denn so wird dem universalen Genie Rudolf Steiner die Möglichkeit gegeben, auch posthum auf seine Umwelt einzuwirken. Dies geschieht wie von allein, sobald die ersten Seiten aufgeschlagen, die ersten Zeilen gelesen und das erste Bild betrachtet sind. Allein dafür lohnt sich die Anschaffung dieses Werkes in jedem Fall.

Susann Fleischer
11.04.2011

 
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Das Buch:

Roland Scotti und Walter Kugler (Hg.): Ich bin das Bild der Welt. Rudolf Steiner - Wandtafelzeichnungen / Otto Rietmann - Photographien

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Göttingen: Steidl Verlag 2011
€ 20,00
ISBN: 978-3-86930-247-8

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