Bildbände

Die Antarktis - Ein Land des Friedens und der Wissenschaft

Die Antarktis ist ein Kontinent der Extreme: So ist der Südpol 1,3-mal so groß wie Europa, 1,4-mal so groß wie die USA und sogar 37-mal größer als Deutschland. Abgesehen von zwei Prozent ist das Land überzogen von einer unendlichen Eis- und Schneeschicht. Zugleich ist der Südpol Lebensraum für Tierarten, die ebenso einzigartig wie faszinierend sind. So sieht man in der Ferne Kaiser- und Adeliepinguine, Königsalbatrose und Schneesturmvögel, Weddellrobben und Seeleoparden. Bereits daran erkennen angehende Forscher, dass sich mehr als nur ein kurzer, flüchtiger Blick auf die Antarktis lohnt. Die erste große Neugierde befriedigt Lucia Simions Bildband "Antarktis. Das weiße Herz der Erde".

Das vorliegende großformatige Werk zeigt in vier großen Kapiteln, dass die Antarktis nicht nur ein Ort für Wissenschaftler und Entdecker ist, sondern sich eine Kreuzfahrt in den südlichsten Punkt der Erde in jedem Fall lohnt. Der Rezipient dieses Buches wird mit den geografischen Besonderheiten des südlichen Kontinents konfrontiert, der sich einem Eisplaneten ähnlich darstellt: keine Städte, keine Flüsse, (fast) keine Seen - nur Schnee und Eis soweit das Auge reicht. Es gibt Eisschilde, Gletscher und Eisschelfe, aber auch Berge und Vulkane, die ihre Bezwinger vor Herausforderungen stellen wie kaum eine andere Landschaft. Und dabei zeichnet die dortige Natur sich durch eine faszinierende Einzigartigkeit aus, wie man sie kaum woanders auf der Erde findet. So sind die Trockentäler von McMurdo von einer fremdartigen Schönheit, die wie Oasen in den Eiswüsten wirken - ähnlich wie Grünflächen in der Sahara.

Für Laien ist es kaum vorstellbar, dass sich Leben in dieser unwirtlichen Gegend behaupten kann. Dabei ist die Antarktis ein Mikrokosmos für Fauna (wie Fische, Wale, Kalmare, Seelöwen, Seehunde, Pinguine und zahlreiche Meeresvögel) und Flora (z. B. Antarktische Perlwurz, Antarktische Schmiele, Wiesen-Rispengras und eine reiche Flechten- und Moosvegetation). Die Tiere haben sich in besonderem Maße an die antarktischen Lebensbedingungen angepasst: Pinguine watscheln zwar sehr langsam über die Landmassen, sind aber wahre Schwimmmeister, die eine kaum vorstellbare Eleganz im Wasser besitzen. Das Blut der Fische hingegen ist durchsichtig, damit das Herz nicht so große Arbeit damit hat, den Blutkreislauf aufrecht zu erhalten.

Nach diesem Ausflug in die Landschaft der Antarktis beschäftigen sich die folgenden zwei Kapitel eher mit der Polarforschung. Den Grundstein für die moderne Wissenschaft lieferte der Wettbewerb zwischen dem Norweger Roald Amundsen und seinem britischen Rivalen Robert Falcon Scott, um die Frage, wer als erster Mensch den Südpol erreicht. Amundsen konnte schließlich am 14. Dezember 1911 den Sieg für sich verbuchen. Inzwischen sind beinahe 100 Jahre seit diesem monumentalen Ereignis vergangen und trotzdem ist der Südpol noch nicht endgültig erforscht. Wissenschaftler aus allen Teilen der Welt arbeiten bei der Erforschung der Antarktis Hand in Hand miteinander. Denn an diesem entlegenen Ort der Erde stehen wissenschaftliche Forschungen im Vordergrund - unabhängig davon, wer der Urheber einer neuen Erkenntnis ist.

Lucia Simion hat mit "Antarktis. Das weiße Herz der Erde" ein eindrucksvolles Porträt über das Wesen des Südpols geschaffen, in dem Sachbuch und Bildband eine perfekte Symbiose eingehen. Mit einer unwissenschaftlichen Sprache zeigt Simion die Besonderheiten jenes Kontinents auf, wie es ihn nur einmal auf der Welt gibt. Mit jedem Satz der Autorin dringt der Rezipient immer tiefer und tiefer in dieses atemberaubende Land ein, sodass er lieber heute als morgen dorthin reisen möchte. Die Interviews mit Forschern verschiedener Disziplinen gewähren einen subjektiven Blick in die Welt der Antarktis, die den Forscherdrang interessierter Laien herausfordert. Die über 220 Fotos sind einzigartige Momentaufnahmen, welche die stille Anmut dieser Schnee- und Eiswüste zeigen, als wäre die Antarktis ein ferner Planet - beinahe phantastisch und doch so wunderschön. Lucia Simions Buch - ein vortrefflich gelungener Band über die außergewöhnliche Eleganz des südlichen Kontinents und dessen Erhaltung, ein aufrüttelndes Plädoyer für den Klimaschutz.

Susann Fleischer
28.09.2009

 
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Das Buch:

Lucia Simion: Antarktis. Das weiße Herz der Erde. Aus dem Französischen von Nicola Volland

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Bielefeld: Delius Klasing Verlag 2009
224 S., € 58,00
ISBN: 978-3-7688-2621-1

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