Bildbände

No man is an island

"Niemand ist eine Insel" - dieser berühmt gewordene Satz des englischen Dichters John Donne trifft zwar auf das Leben an sich zu, aber nach der Lektüre dieses Buches möchte man, wenn auch nicht unbedingt selbst eine Insel sein, dann aber doch auf einer Insel sein. Nichts ruft das Gefühl der Ruhe und Abgeschiedenheit, also Isolation - daher auch das italienische Wort für Insel: "isola" - so sehr hervor, wie das Weilen auf eine Insel. Mit dem "Buch der Inseln" von National Geographic gelingt es dem Leser zumindest im Geiste, in diese Isolation und Faszination einzutauchen.

Was ist überhaupt eine Insel? Laut Lexikon ist eine Insel "jedes rings von Wasser umgebene Stück Land, jedoch nicht die Erdteile". Diese Definition nahmen die Autoren nur als erste Orientierung bei der Auswahl der insgesamt 200 Inseln für dieses Buch. Die Inseln, die ausgewählt wurden, mussten das gewisse Insel-Flair, das Gefühl von Insularität und außerdem interessante kulturelle und geschichtliche Aspekte aufweisen. Größe war nicht unbedingt ein Kriterium, denn sowohl Inseln größer als Deutschland - Madagaskar oder Borneo - als auch kleine Inseln wie das Bikini-Atoll haben es ins Buch geschafft. Manche der Insel sind Länder für sich, andere wiederum gehören verschiedenen Staaten an, wie etwa Zypern. Auch Stadtinseln sind vertreten: die Altstadt von Stockholm, Venedig oder Manhattan. Einige der Eilande in diesem Bildband sind einzig allein durch ihre Funktion als Gefängnisinseln bekannt (Alcatraz oder Robben Island) oder dadurch, dass Persönlichkeiten wie Napoleon auf sie ins Exil geschickt wurden (St. Helena, Elba).

"Das Buch der Inseln" nimmt den Leser/Betrachter mit auf eine Reise, die im Südpazifik an der Datumsgrenze, dem 180. Längengrad, beginnt und mit dem Lauf der Sonne einmal rund um den Globus führt. Mit 350 hochwertigen Fotografien und Texten zu jeder Insel, die nicht nur allgemeine geschichtliche Informationen enthalten, sondern vor allem geographische und geologische Besonderheiten herausstellen und Angaben zu Flora, Fauna, Sprache und Volksgruppen machen, ziehen die Autoren ihre Leser in den Bann der Inselwelt auf unserem Planeten. Will man sich jedoch nur knapp über die Fakten der Insel informieren und nicht länger verweilen, genügt ein Blick auf den unteren Rand der Seite, auf dem geographische Länge und Breite, die Landeszugehörigkeit, der höchste Punkt der Insel, Einwohnerzahl, Hauptstadt und berühmte Töchter und Söhne der Insel vermerkt sind. Der geographisch nicht so versierte Leser wünscht sich an dieser Stelle einen kleinen Kartenausschnitt, auf dem die Lage der Insel vermerkt ist.

Abgerundet werden die Doppelseiten, die zur Vorstellung einer Insel verwendet werden, mit Zitaten von Schriftstellern, Politikern, Künstlern und solchen, die die jeweilige Insel ob ihrer besonderen Faszination zu ihrer Wahlheimat machten. Deutlich wird im "Buch der Inseln" von Philip Dodd und Ben Donald, dass sie zwar einerseits all die berühmten Sehnsuchtsziele, ihre Artenvielfalt, ihre Kultur- und Naturschätze vorstellen wollen, die unsere Erde zu bieten hat, aber im selben Atemzug auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass es an uns Menschen liegt, diese Schätze zu erhalten und sie vor dem Untergang zu bewahren. Den Autoren ist diese Mischung aus Informieren, Begeistern und Wachrütteln hervorragend gelungen.

Sabine Mahnel
13.10.2008

 
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Das Buch:

Philip Dodd, Ben Donald: Das Buch der Inseln. Aus dem Englischen von Frank Auerbach, Tracy Evans, Jochen Lehner

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Hamburg: National Geographic Deutschland 2008
512 S., € 39,95
ISBN: 978-3-86690-065-3

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