Romane

Eine tiefsinnige wie unterhaltsame Zukunftsvision in der Erzähltradition von Isaac Asimov und Philip K. Dick

Mr. Sapien ist ein Roboter - lebensmüde und völlig aus der Mode gekommen, weil noch von Menschen gemacht -, der sich gezwungen sieht, aus der Stadt zu fliehen, weil ihm die Abschaltung droht. Als ausgewiesener Menschenliebhaber war der Android dort zudem immer mehr der sozialen Ausgrenzung ausgesetzt gewesen. Nun zieht er sich an die einsame englische Küste zurück, um in einem angemieteten Strandhaus auf dringend benötigte Ersatzteile zu warten. Sein halbherziger Suizidversuch hat ihn etwas beschädigt zurückgelassen. Dabei hängt er doch eigentlich so sehr am Leben. Da wird er auf seine einzigen Nachbarn in der Umgebung aufmerksam, eine rätselhafte Patchwork-Androidenfamilie, die "Asimovs", die ein Geheimnis zu verbergen scheint.

Unter den Asimovs soll einer der letzten Menschen leben. Hat er die Antworten, nach denen Mr. Sapien sucht? Oder ist es die Familientragödie der Asimovs, die ihm mehr über das Menschsein verrät, als es ein Mensch je könnte? Mr. Beachstone ist ein seltsamer Zeitgenosse. Kein Wunder, wenn man stets irgendwo zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lebt, ohne einen festen Platz in der Gesellschaft. Denn die Welt wird von Androiden regiert. Menschen sind ein Kuriosum. Die wenigen, die es überhaupt noch gibt, halten sich im Verborgenen. Mr. Sapien sieht endlich seine Chance auf Antwortengekommen. Doch werden diese ihm auch gefallen?! Die Wahrheit kann nämlich manchmal, ist es eigentlich sogar meistens, ziemlich unbequem sein ...

Unterhaltung, wie sie amüsanter kaum sein könnte - die Romane von Ariel S. Winter hauen einen nach nur wenigen Seiten glatt um. Diese sorgen für unbändige Lesebegeisterung über viele, viele Stunden. Zwischen zwei Buchdeckeln stecken jede Menge Humor, Originalität und Tiefsinn. Der US-amerikanische Autor schreibt so gut, dass einem während der Lektüre seine Geschichten regelrecht schwindelig wird. "Mr. Sapien träumt vom Menschsein" zeugt von Erzählkunst, die einzig noch einem Isaac Asimov oder Philip K. Dick gelänge. Kaum mit dem Lesen begonnen, ist man ganz hin und weg von der Story. Ein ähnliches Lesevergnügen findet man nur selten im Bücherregal bzw. auf dem Nachttisch. Winter erfreut uns über alle Maßen, und zwar mit Literatur von der absolut überwältigenden Sorte.

"Mr. Sapien träumt vom Menschsein" gehört definitiv zu den ungewöhnlichsten, aber ohne jeden Zweifel auch zu den genialsten Leseerlebnissen des Jahres 2016. Mit Ariel S. Winters Büchern kriegt man Lesegenuss, der alles andere als nullachtfünfzehn ist, in die Hand. Dank diesen kennt der Lesespaß so schnell garantiert kein Ende.

Susann Fleischer
28.11.2016

 
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Das Buch:

Ariel S. Winter: Mr. Sapien träumt vom Menschsein. Aus dem Amerikanischen von Oliver Plaschka

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München: Knaur Verlag 2016
240 S., € 14,99
ISBN: 978-3-426-51932-5

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