Romane

Auf der Suche nach einem Sinn

Nora war vier, als sie und ihr Vater nach Paris zogen. Inzwischen sind mehr als dreißig Jahre vergangen und aus dem kleinen, mutigen Mädchen wurde eine taffe Frau, die weiß, was sie will, und es sich nimmt. Nora lässt sich von niemandem etwas sagen, noch nicht einmal von ihrem Vater - abgesehen von einer Ausnahme: als Klaus Weilheim stirbt. Er will von seiner Tochter, dass sie sich mit seiner Urne im Gepäck auf dem Weg nach Wien macht. Und von dort geht es weiter zu einem noch unbekannten Ziel. Mit von der Partie ist der pedantische junge Notariatsgehilfe Bernhard. Er soll dafür sorgen, dass sich Nora an die Anweisungen ihres Vaters hält. Der will seine letzte Ruhe irgendwo in der Einöde Österreichs haben.

Ehe es sich Nora versieht, befindet sie sich auf so eine Art Pilgerreise. Sie, die lebenslustige Chaotin, und Bernhard, der strenge Asket, folgen zwischen Regengüssen, Wortgefechten und allmählicher Annäherung einem Plan, der ihr Leben auf den Kopf stellen wird. An jedem Etappenziel wartet auf die Journalistin eine neue Überraschung. Allerdings nicht immer eine angenehme. Doch wie heißt es bekanntlich? Der Weg, und nicht das Ziel, ist das Ziel. Nora lernt während ihrer Wanderschaft nicht nur ihren Vater besser kennen, sondern sogar sich selbst von einer anderen Seite. Und damit nicht genug: Zwischen Nora und Bernhard entwickelt sich langsam so etwas wie Freundschaft und vielleicht noch ein bisschen mehr ...

Ein Lesevergnügen voller Herz und Witz - nach dem letzten Satz von "Niemand weiß, wie spät es ist" ist einem ganz schwindelig. René Freund bringt uns zum Strahlen. Seine Romane sind das schönste Geschenk, was man dem Leser machen kann. Dank diesen gibt es weder eine Laus auf der Leber noch Langeweile. Der österreichische Schriftsteller kann es definitiv mit den Besten seines Genres aufnehmen. Er ist nämlich ein Meister seines Fachs. Die Bücher aus seiner Feder hauen einen vom Hocker. Denn mit diesen kriegt man Lesekino vom Feinsten in die Hand. Beim vorliegenden droht man sogar in einem Meer aus Tränen zu versinken, und außerdem ein ausgewachsener Lachmuskelkater. Kein Wunder bei so viel Gefühlen und Humor.

René Freund weiß Geschichten so berührend zu erzählen wie kaum ein zweiter. Seine Romane zeugen von hoher Schreibkunst. In diesen stecken neben jeder Menge amüsanter Unterhaltung noch mehr Emotionen, sodass auch bei der Lektüre von "Niemand weiß, wie spät es ist" garantiert kein Auge trocken bleibt. Ab der ersten Seite erfährt man hier Literatur zum Lachen, zum Weinen, einfach zum Verlieben schön. Mehr Leseglück als hier findet man nirgends sonst!

Susann Fleischer
05.09.2016

 
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Das Buch:

René Freund: Niemand weiß, wie spät es ist

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Wien: Deuticke Verlag 2016
272 S., € 20,00
ISBN: 978-3-552-06326-6

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