Romane
Eine Liebeserklärung an die Liebe
Adèle hat kein Glück in der Liebe. Kurz vor ihrem 30. Geburtstag ist sie immer noch Single. Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens würde sich Adèle selbst als durchschnittlich bezeichnen. Zweitens ernährt sie sich in Depri-Phasen (also fast täglich) ausschließlich von gezuckerter Kondensmilch und Erdnussflips. Drittens scheint die Tatsache, dass sie Bestattungsunternehmerin ist, potenzielle Verehrer abzuschrecken. Allerdings ist Adèle nicht die Einzige mit ähnlichem Problem. Ihre beste Freundin Leïla hat auch immer nur Pech mit Männern. Die arbeitet als Leichenpräparatorin. Und sie hat genauso wenig wie Adèle vor, bloß wegen irgendeines Mr. Rights ihren Beruf aufzugeben. Das kann nicht die Lösung sein. Eben diese hat aber Adèles Schwester Rose. Um Adèle zu verkuppeln, lässt die sich ziemlich viel einfallen.
Rose will verhindern, dass Adèle als alte Jungfer endet, und organisiert eine Geburtstagsparty für ihre Schwester. Auf dieser tummeln sich ehemalige Mitschüler und Kommilitonen. Und dann ist da noch Léo, dem Adèle gleich ins Auge fällt. Er war Zirkusakrobat, ist aber seit einem Trapezunfall blind. Nun arbeitet er als Masseur in den "Thermes du Paradis". Noch nie hat Adèle einen so attraktiven Mann gesehen. Sie wird alles tun, ihn zu erobern. Und tatsächlich kommen sich die beiden schnell näher. Endlich schwebt auch Adèle mal auf Wolke sieben. Der Himmel hängt voller Geigen, nur eine ist nicht richtig gestimmt. Adèle muss erfahren, dass Léos Ex ihn zurückhaben will. Dass der allerdings kein Interesse mehr an Clara haben soll, glaubt nicht Adèle so ganz. Die Eifersucht droht einen Keil zwischen das Paar zu treiben ...
So zum Weinen, zum Lachen, zum Seufzen schöne Unterhaltung wie mit "Das Paradies gleich um die Ecke" hat man definitiv noch niemals in die Hand bekommen. Akli Tadjer lässt garantiert kein Auge trocken. Nach nur wenigen Seiten laufen beim Leser die ersten Tränen. Und spätestens mit dem letzten Satz heult man ganze Sturzbäche von diesen, und das Herz macht Freudensprünge hoch und höher. Während der Lektüre fühlt man sich außerdem wie zu Besuch in Paris. Man streift durch die Gassen der Seinestadt und sieht die Welt durch Adèles Augen. Frauen kann man kaum ein tolleres Geschenk machen als mit Tadjers Büchern. Der Schriftsteller bringt uns zum Strahlen, und zwar mit einer Story à la "Die fabelhafte Welt der Amélie". Kein Wunder, dass man diesem Lesevergnügen partout nicht widerstehen kann, noch nicht einmal als Mann.
Neun Romane, die in mehreren Sprachen übersetzt wurden und zwei verfilmt - neben Marc Levy und Guillaume Musso zählt Akli Tadjer zu Frankreichs besten Autoren. Seine Geschichten bedeuten das reinste Leseglück. In "Das Paradies gleich um die Ecke" findet man Romantik auf jeder Seite und noch mehr Emotionen. Literatur kann so wundervoll sein, so unfassbar wundervoll und einfach zum Niederknien gut!
Susann Fleischer
11.07.2016