Romane

Vorsicht: Totlachgefahr dank Mia Sassen und ihren Romanen!

Julia Meyer sieht sich mit Mitte vierzig bereits mit einem Fuß im Altersheim. Sie glaubt, vom Leben nicht mehr viel erwarten zu dürfen. Als dann auch noch Tochter Lotte ihr mitteilt, dass sie ausziehen wird, steht Jules Einsiedlerdasein nichts mehr im Wege. Schließlich ist es laut Statistik wahrscheinlicher von einem Terroristen getötet zu werden, als über 40 nochmal zu heiraten. Da trifft es sich gut, dass das "Frollein-Salonorchester" ganz dringend eine Ukulele-Spielerin suchen. Ohne diese würde das Konzert für die Goethe-Institut in Mexiko ausfallen müssen. Ohne lange zu überlegen, steigt Jule in den nächsten Flieger nach Mérida. Damit beginnt für Jule eine wilde Selbstfindungstour. Mit von der Partie sind Ada und Richard, die im Flugzeug neben ihr saßen und in Mexiko gleichfalls auf die Suche nach dem Glück gehen wollen.

Dort wird Jule von einem ausgesprochen gut aussehenden Dolmetscher abgeholt. Carlos bringt sie und die anderen beiden zu einer exquisiten Hacienda. Jule kann es kaum fassen, was für einen Bahnhof die bekannte Sprachschule für ihre Gäste veranstaltet. Sogar einen eigenen Koch hat sie! Dabei handelt es sich um ein riesengroßes Missverständnis. Man verwechselt Jule mit der Vorstandschefin eines internationalen Luxuskonzerns. Statt die Sache aufzuklären, stürzt sich Jule kopfüber in ihr neues Leben. Plötzlich ist sie mächtig und nicht mehr Angestellte in einem Statistik-Büro. Sie bestimmt über tausende von Angestellten. Doch mit der Macht kommt auch die Verantwortung. Es ist nicht immer leicht, das Richtige zu tun. Besonders, wenn man gerade im Begriff ist, sein Herz an den gut aussehenden Dolmetscher zu verlieren.

Damit an Problemen nicht genug: Um in der Firmenkantine vegetarische Speisen anbieten zu können, muss Jule mit dem Ideenmanager Golf spielen. Und das, obwohl sie nicht einmal den Hauch einer Ahnung hat, wie man den kleinen Ball in eines der Löcher bringen soll. Das Treffen mit den Fischern gestaltet sich ebenfalls als mittlere Katastrophe. Ganz abgesehen von der Möglichkeit, dass die "echte" Julia Meyer schon bald auftauchen könnte. Die liegt nach einem Unfall im Koma, könnte aber jederzeit wieder aufwachen. Und dann wäre es von jetzt auf gleich vorbei mit dem dulce vida ...

Mia Sassens Romane - ein besseres Antidepressivum gibt es definitiv nicht. "Plötzlich mächtig" sollte es unbedingt auf Rezept geben. Während und noch lange nach der Lektüre fühlt man sich so trunken, als hätte man mehrere Gläser Champagner auf ex getrunken. Außerdem sorgt die deutsche Autorin für einen ausgewachsenen Muskeltiger beim Leser. Ihre Geschichten stecken voller Lesespaß von der amüsantesten Sorte. Viele, viele Stunden und Tage rennt man dank Sassen breitgrinsend wie ein Honigkuchenpferd durch die Welt und ist einfach nur glücklich. Ab der ersten Seite überschlägt man sich beinahe vor lauter Lesebegeisterung. Kein Wunder, bei so viel witzig-spritziger Unterhaltung und noch mehr Humor, den man hier zwischen zwei Buchdeckeln findet. Also Vorsicht, dass man ob der vielen Lachanfälle nicht ständig von der Couch plumpst.

Herrlich schräg und absolut wundervoll - ein Lesevergnügen, wie man es mit Mia Sassens Büchern in die Hand bekommt, stellt sogar die Romane aus der Feder einer Ellen Berg oder anderer Schriftstellerkolleginnen glatt in den Schatten. "Plötzlich mächtig" lässt jedes Leserherz garantiert höher schlagen. Nach nur wenigen Seiten macht es regelrecht Purzelbäume. Und man ist so erholt wie nach einem zweiwöchigen Urlaub. Gute Laune ist hier vorprogrammiert!

Susann Fleischer
14.06.2016

 
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Das Buch:

Mia Sassen: Plötzlich mächtig

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Reinbek: Wunderlich Verlag 2016
352 S., € 14,99
ISBN: 978-3-8052-5091-7

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