Romane
"In der Dunkelheit zwischen den Sternen erwachte etwas und begann sich zu regen."
Deutsche Science-Fiction at its best legt Andreas Brandhorst schon seit Jahrzehnten vor und daran schließt er mit seinen neuesten Werk wieder an. "Das Schiff" spielt in einer fernen Zukunft, in der nach einem Krieg mit intelligenten Maschinen nur noch vier Millionen Menschen auf der zum größten Teil renaturierten Erde leben. Fast alle Menschen leben dank den Maschinen, mit denen nach dem Krieg ein Friede ausgehandelt wurde, ein beinahe unsterbliches Leben. Nur einige wenige von ihnen, 130, helfen den Maschinen, als Sterbliche das Weltall zu erforschen. Dabei stoßen die Maschinen mithilfe der Sterblichen, die Mindtalker genannt werden, bei der Suche nach den Überresten der bisher einzigen bekannten galaktischen Hochkultur der Muriah, auf ein unbekanntes Schiff und damit auf einen alten Feind, der das Universum schon ein mal bedrohte. Fortan entspinnt sich ein Katz- und Mausspiel, das nicht nur von den Maschienen alles abverlangt. Der Protagonist der Geschichte ist der 92-jährige Adam, der aufgrund seines Alters und seiner Aufgabe als Mindtalker an Neurodegeneration leidet. Er wird ausgeschickt, um wichtige Aufträge für die Maschinen auszuführen und wird dabei immer tiefer in deren Machenschaften verstrickt ...
Die Geschichte enthält noch zahlreiche Wendungen und wird zum Ende hin immer spannender, aber ich möchte hier nichts vorwegnehmen. Brandhorst erzählt Adams Geschichte wirklich gut und war vollkommen zu Recht für den diesjährigen Seraph nominiert, allerdings nahm mich sein Stil, der zweifellos sehr gelungen ist, nicht so richtig mit. Am Anfang der Geschichte macht es ein besonderer Zug der Erzählstruktur zudem schwer, der Handlung zu folgen. Brandhorst erzählt die Geschichte aus Adams Sicht. Da dieser aber, wie bereits erwähnt, an Neurodegeneration leidet und sehr große Erinnerungslücken hat, erscheint die Handlung zu Beginn recht zusammenhangslos. Und so ergibt sich erst Stück für Stück ein Bild, das man auch erkennen kann und bei dem man versteht, was, wie zusammengehört. Die von Brandhorst gestreuten Brotkrumen sind jedoch so interessant, dass man gern gewillt ist, diese Hürde zu überwinden und sich freut, wenn man immer mehr und mehr Teile des Bildes erkennen kann. Obwohl Brandhorst bekannte Themen verarbeitet, sind seine Schlussfolgerungen durchaus neu. Insgesamt ist ihm ein wirklich toller Science-Fiction-Roman gelungen, den ich jedem, der gerne SF liest, nur empfehlen kann.
Sven Zerbes
04.04.2016