Romane

Ein Drama zum Weinen schön

Sadie arbeitet eigentlich in der Kriminalabteilung bei der Londoner Polizei. Doch nach einem schwierigen Fall hat man die junge Frau in den Zwangsurlaub geschickt. Diesen verbringt sie bei ihrem Großvater in Cornwall. Die meiste Zeit des Tages verbringt Sadie in der Natur. Beim Joggen kann sie vor ihren Schuldgefühlen flüchten. Einer dieser "Ausflüge" endet für Sadie vor einem verlassenen Haus an einem verwunschenen See. Vorsichtig kämpft sie sich durch den verwilderten Garten und späht durch die Fenster. Auf dem verstaubten Tisch steht noch Geschirr. Es scheint, als hätten die Bewohner vor vielen Jahren ihr Zuhause Hals über Kopf verlassen. Warum bloß? Kurzerhand begibt sich Sadie auf Spurensuche und stößt schon bald auf eine Tragödie griechischen Ausmaßes.

Cornwall, 1933: Die 16-jährige Alice Edevane lebt mit ihren Eltern, Großmutter und drei Geschwistern am See. Insbesondere die Sommermonate zeichnen sich mit einer gewissen Unbeschwertheit aus. Eben jene findet ein jähes Ende, als der elf Monate alte Theo plötzlich verschwindet. Das langersehnte Mittsommernachtsfest sollte eigentlich der Höhepunkt des Jahres sein. Alice hat sich gefreut, mit Ben das Tanzbein zu schwingen. Und sich hat sich darauf gefreut, der Heimlichkeit um ihre Liebe zu Ben endlich ein Ende zu bereiten. Doch stattdessen steht das Mädchen vor einem tiefen Abgrund. Denn sie ist schuld daran, dass, als die Uhr Mitternacht schlägt und ein Feuerwerk den Nachthimmel erhellt, die Idylle auf dem Anwesen zerstört wird. Hat sie etwa Theo umgebracht?

Sadie ermittelt 70 Jahre später in diesem Fall. Während ihrer Nachforschungen trifft sie auf so manches Geheimnis. So kommt heraus, dass bei den Eheleuten Edevanes nicht alles zum Besten stand. Anthony betrog seine Gatten mit der Nanny. Hat diese, nachdem sie fristlos entlassen wurde, den kleinen Theo vielleicht entführt? Und was weiß Alice über diese ganze Angelegenheit? Dass sie mehr weiß, als sie verraten will, zeigen die früheren Zeugenaussagen. Allerdings verweigert die inzwischen weltberühmte Krimiautorin ein persönliches Treffen mit Sadie. Alice Edevane will die Dämonen der Vergangenheit ruhen lassen, egal zu welchem Preis ...

Unterhaltung, der keiner Frau lange widerstehen kann - Kate Morton ist eine der besten Schriftstellerinnen unserer Zeit. Was sie schreibt, findet man regelmäßig ganz weit oben in den deutschen wie internationalen Bestsellerlisten. Aus gutem Grund: Hier erfährt man ein Leseerlebnis von einsamer Spitzenklasse. Nicht anders ist es mit "Das Seehaus". Einmal mehr verwebt Morton geschickt fesselnde Krimihandlung mit einer Art Romeo-und-Julia-Liebesgeschichte und erschafft auf diese Weise etwas unvorstellbar Schönes. Ab dem ersten Satz fühlt man sich einfach nur glücklich, ganz schwindelig ob solch eines wundervollen, grandiosen Lesevergnügens. Was man mit Mortons Büchern in die Hand bekommt, sind Emotionen pur - und außerdem Literatur zum Niederknien gut. Seufz!

Keine andere Autorin besitzt die Erzählkraft einer Kate Morton. Man schlägt einen Roman der Australierin auf und gerät sogleich in den Bann dieser Geschichte. Auch "Das Seehaus" kann man nicht anders als in einem Rutsch zu lesen. Hier findet man zwischen zwei Buchdeckeln ganz großes Gefühlskino à la Hollywood. Kaum mit der Lektüre begonnen, kann man die Tränen kaum zurückhalten. Auf der letzten Seite angekommen, hat man ganze Sturzbäche geweint.

Susann Fleischer
04.04.2016

 
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Das Buch:

Kate Morton: Das Seehaus. Aus dem Englischen von Charlotte Breuer, Norbert Möllemann

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München: Diana Verlag 2016
608 S., € 22,99
ISBN: 978-3-453-29137-9

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