Romane
Eine Geschichte zum Verlieben
Liverpool, 1976: Martha Lost hat ihr ganzes Leben in der Lime Street Station verbracht. Als Baby kam sie hier an - in einem Koffer. Sechzehn Jahre ist das her, und noch immer wartet Martha im Fundbüro darauf, dass endlich jemand kommt, sie abzuholen. Und mit ihr warten Cafébetreiberin Elisabeth, George, der immer eine römische Legionärsuniform trägt, und der Mann mit dem Koffer, der vielleicht den Beatles gehört hat. Sie sind Marthas beste Freunde, ihre Familie. Als dann Marthas "Mutter" (jene Frau, die Martha ein Zuhause gab) stirbt, ist plötzlich nichts mehr wie zuvor. Um nicht alles zu verlieren, braucht Martha ihre Geburtsurkunde und eine Sozialversicherungsnummer. Woher aber nehmen, wenn man nicht weiß, wer man eigentlich ist?
Da erreicht eines Tages ein Brief das Fundbüro: Der Absender behauptet zu wissen, wer Martha wirklich ist. Er verrät Martha Dinge über ihre Mutter und ihren Vater. Und er verrät ihr außerdem, wo sie suchen muss, wenn sie mehr über sich selbst und ihre Vergangenheit erfahren will. Doch Marthas Weggang hätte schlimme Folgen für Elisabeth, George und alle, die im Bahnhof arbeiten. Schließlich ist Martha der "Liver Bird" der Lime Street Station. Verlässt sie den Bahnhof, wird dieser untergehen. Genauso wie Liverpool, sollten sich die Bronzevögel auf dem Royal-Liver-Building sich jemals aus ihren Ketten befreien und davonfliegen. Dabei wünschen Marthas Freunde und sie selbst sich nichts sehnlicher, als dass Martha endlich lernt zu fliegen ...
Unterhaltung so gut, dass man sich einfach in diese verlieben muss - die Bücher aus der Feder von Caroline Wallace zählen definitiv zu den glücklichsten Leseerlebnissen der Welt. "Das Fundbüro der Wünsche" lässt keinen Leser unberührt. Ab der ersten Seite macht das Herz kleine Freudenhüpfer. Und diese werden von Satz zu Satz immer größer und größer, bis das Herz ganze Saltos schlägt. Damit aber nicht genug: Nach der Lektüre fühlt man sich so beschwipst, als hätte man mehrere Gläser spritzigen Champagner getrunken. Ohne jeden Zweifel: Der britischen Autorin gelingt ein Lesevergnügen, wie es von großer Seltenheit ist. Mit diesem erfährt man Literatur zum Lachen, zum Weinen, zum Seufzen schön. Dagegen kommt (fast) nichts anderes an.
"Das Fundbüro der Wünsche" ist Caroline Wallace´ erster Roman, dem hoffentlich noch ganz viele weitere folgen werden. Was man mit diesem Debüt in die Hand bekommt, ist fesselndes Gefühlskino. Beim Lesen bleibt garantiert kein Auge trocken. Denn hier gibt es Emotionen im Übermaß. Diese Geschichte hätte selbst eine Cecelia Ahern kaum besser schreiben können.
Susann Fleischer
11.01.2016