Romane

Don Winslows Opus magnum

Sie waren mal Freunde. Aber das ist 30 Jahre und unzählige Tote her. Seit damals ist viel passiert. Adán Barrera sorgt bei der Polizei noch immer für Angst und Schrecken. Und das, obwohl er schon länger hinter Gittern sitzt. Vor einiger Zeit konnte Drogenfahnder Art Keller den Padron von "El Federación", der weltweit mächtigsten Drogenorganisation, endlich schnappen. Doch so schlecht lebt es sich nicht im Gefängnis - jedenfalls dann nicht, wenn man einer der gefürchtetsten Männer Südamerikas ist. Währenddessen schmuggeln Barreras Leute weiterhin eifrig tonnenweise Kokain, Heroin und Methamphetamin über die Grenze. Das Geschäft in den Staaten läuft besser denn je. Aber wie lange noch? Schließlich sind da noch die anderen Kartelle, die für Macht und Geld über viele, viele Leichen gehen.

Barrera macht sich Sorgen um die Zukunft seines "Sinaloa-Kartells". Ein Krieg droht die harte Arbeit von ihm zu zerstören. Also bleibt Barrera keine andere Wahl, als aus dem Gefängnis auszubrechen. Art Keller macht sich auf die Jagd nach dem Drogenbaron von Culiacán. Vorbei ist es mit seiner Ruhe in einem Kloster. Die Vergangenheit hat den Ex-DEA-Agenten wieder eingeholt. Er wird hineingezogen in ein Spiel, das er eigentlich niemals wieder spielen wollte. Denn er hat längst mit seinem Leben als "Krieger" abgeschlossen und seinen Frieden gemacht. Dann setzt Barrera allerdings ein Kopfgeld in Höhe von zwei Millionen Dollar aus und Keller gerät plötzlich in das Visier von so manchem Verbrecher. Ehe er es sich versieht, befindet er sich in einem Krieg mit Aufrichtigen und Korrupten, Opfern und Tätern.

Mit seinem Plan, alles Plazas, alle sogenannten Kartelle unter seiner Führung zu vereinen, entbrennt ein Kampf, der in den Bergen und Städten Mexikos, in Washingtons Korridoren der Macht und auf den Straßen in Berlin und Barcelona geführt wird. Alles könnte sich ändern. Und Barrera könnte schon bald sein Ziel erreichen. Er will Rache dafür, dass Keller einst seine Familie auslöschte. Er ist schuld, dass Barreras Tochter, sein Bruder und andere tot sind. Dafür muss er büßen! Keller hingegen setzt alles daran, Barrera und "El Federación ein für alle Mal zu vernichten. Und es ist ihm egal, welchen Preis er dafür bezahlen muss...

"Tage der Toten" war bereits verdammt guter Lesestoff, aber "Das Kartell" übertrifft alles, was Don Winslow bisher verfasst hat. Man kommt gar nicht aus dem Staunen heraus ob solch eines Lesevergnügens der Extraklasse. Seine Werke stecken voller meisterhafter Erzählkunst - und außerdem Spannung pur. Dem steht das vorliegende in nichts nach. Mehr als 800 Buchseiten kennen keine Gnade mit dem Leser. Während der Lektüre vergisst man sogar immer wieder das Atmen. Es dauert nur wenige Sätze, bis man sich ganz berauscht, geradezu trunken fühlt von Winslows genialer Schreibe. Dieses Buch zu lesen ist beinahe, als stände man unter Drogen. Also Vorsicht: Es geht eine immens große Suchtgefahr von diesem aus. Man kann es einfach nicht mehr weglegen - egal, was sonst noch in der Welt passiert.

Unterhaltung, die ohne jeden Zweifel das Beste vom Besten ist - mit den Romanen von Don Winslow bekommt man Literatur auf höchstem Niveau in die Hand. Spätestens mit "Das Kartell" wird der US-Amerikaner schon jetzt zu einer Legende unter den Autoren des 21. Jahrhunderts. Hier zeigt sich mal wieder: Kaum jemand sorgt für mehr Leseaction als Winslow. Seine Bücher muss man definitiv lesen!

Susann Fleischer
15.06.2015

 
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Das Buch:

Don Winslow: Das Kartell. Aus dem Amerikanischen von Chris Hirte

München: Droemer Verlag 2015
832 S., € 16,99
ISBN: 978-3-426-30429-7

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