Romane

Prophezeiungen , Seelenfrost und Zeitstürme

Martin Alexanders Debüt "Der Meister der Türme" kann man nicht anders als sehr gelungen bezeichnen. Es stand vollkommen zu Recht auf der Shortlist des Seraph Phantastikpreises der jährlich von der Phantastischen Akademie ausgelobt wird. Der in drei Teile gegliederte Roman erfüllt alle Erwartungen, die man an einen guten Fantasyroman stellen kann. Die Charaktere, die Welt Royums und ihre verschiedenen Königreiche sind alle gut beschrieben, sehr abweschlungsreich und nutzen zum Teil bekannte Sagengestalten, ohne sich in der Aufzählung von Altbekanntem zu erschöpfen. Überhaupt sind es die fantastischen, neuen oder abgewandelten Ideen Alexanders, die den Roman so lesenswert machen.

Prophezeiungen werden hier auf Marmortafeln von einigen wenigen auserwählten Gremlins aus dem Ewigen Berg geborgen und von einer Priesterkaste so lange unter Verschluss gehalten, bis sie sich erfüllt haben, um nicht griechische Tragödien heraufzubeschwören, da Menschen, Zauberer und alle anderen diese Welt bevölkernden Wesen sonst dazu geneigt sein könnten, ihr Schicksal zu verändern, nur um am Ende dasselbe umso gewisser zu erfüllen. Graben die Gremlins jedoch zu schnell, was glücklicherweise nur selten vorkommt, lösen sie Zeitstürme aus, die über das Land fegen und alles rasend schnell altern lassen, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen.

Die Magie ist nicht allgegenwärtig und kann, wenn von unerfahrenen Magiern angewendet schnell außer Kontrolle geraten, wobei sie sich dahingehend gegen den Zauberer wendet als dass sie dessen Seele als Energiereserve so lange anzapft bis sie sich aufgelöst hat und der Zauberer an Seelenfrost vergeht.

Soweit einige der Ideen Alexanders, die er gekonnt in eine Geschichte einwebt, bei der eine zufällig zusammengewürfelte Gruppe, in der beinahe jeder sein eigenes Spiel treibt, um die Hauptcharakterin des Romans, die Windfaller Prinzessin Kaia, versucht die Welt zu retten, bevor es dem Erzbösewicht gelingt seine Seele wieder zu finden, was ihm nur möglich ist, wenn die bestehende Welt untergeht, was er jedoch billigend in Kauf nimmt.

Lediglich eine kleine Ungleichgewichtung der Teile und die zum Teil glücklicherweise nur am Anfang sehr leicht zu durschauende weitere Entwicklung des Buches, die am Ende dann alles andere als absehbar war und bei dem vor allem das Schicksal der einzelnen Gruppenmitglieder Überraschungen parat hielt, fielen etwas aus dem sonst durchweg gelungenen Gesamteindruck.

Alexander ist mit seinem Debüt ein Pageturner gelungen, der zu überraschen wusste und den man, umso näher man dem Ende kam, umso schneller lesen wollte, um zu erfahren, was noch passieren würde.

Sven Zerbes
27.04.2015

 
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Das Buch:

Martin Alexander: Der Meister der Türme

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Köln: Bastei Lübbe 2014
543 S., € 16,00
ISBN 978-3-404-20777-0

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