Romane

Die grandiose Neuübersetzung eines großen literarischen Klassikers

Der erfolgreiche Maler Basil Hallward sieht in dem Bildnis, das er von Dorian Gray gemacht hat, sein Meisterwerk. Und tatsächlich ist es ihm gelungen, in dem Porträt jene anmutige Schönheit festzuhalten, die den jungen Dorian zu jemand ganz Besonderem macht. Doch dann erblickt eines Tages Lord Henry das Gemälde und beansprucht es für sich. Für ihn ist Dorian der (lebende) Beweis von Sinnlichkeit und reiner Unschuld. Als sich die beiden Männer kurze Zeit später in Basils Atelier persönlich gegenüberstehen, ist es um Lord Henry endgültig geschehen. Er erzählt Dorian von der Selbstentfaltung des Menschen - ohne Furcht vor moralischen Vorstellungen - und begeistert ihn für einen "neuen Hedonismus". Plötzlich nimmt das Drama seinen Lauf.

Dorian empfindet mit einem Mal Angst, wenn er an seine Zukunft denkt. Er wünscht sich sehnlichst, sein Porträt möge an seiner Stelle altern. Aber schon bald wird der Tag kommen, an dem Dorian seine Worte, die er in Basils und Lord Henrys Anwesenheit äußert, bereut. Schließlich ist nicht das Aussehen das, was einen Menschen ausmacht, sondern sein Innerstes, sein Charakter. Dieser scheint bei Dorian verdorben zu sein und welk. Davon ahnt allerdings niemand etwas - auch nicht Dorians große Liebe. Er will die 17-jährige Sibyl heiraten und mit ihr bis zum Ende seiner Tage glücklich werden. Doch dann bricht eine Katastrophe in sein Leben. Dorian erfährt, dass Sybil sich umgebracht hat, und verzweifelt beinahe daran, aber nur beinahe ...

Gefühle wie ein Rausch - "Das Bildnis des Dorian Gray" gehört zu jenen Büchern, die man um jeden Preis gelesen haben muss. Oscar Wildes Worte sind wie Balsam für die Seele und lassen keinen Leser unberührt. Bei der Lektüre fühlt man sich seltsam glücklich und nach nur wenigen Seiten beginnt man um sich herum die Welt zu vergessen. Es scheint beinahe, als würde die Zeit stillstehen, während man mit allen Sinnen in dieses Vergnügen versinkt und sich in diesem zu verlieren droht. Der irische Autor konnte schreiben. Und das auch noch verdammt gut. Solch ein wundervoller Genuss darf definitiv in keinem Bücherregal fehlen. Hier wird Lesen zu einem zum Seufzen schönes Erlebnis, das einen stundenlang gefangen nimmt und schlichtweg überwältigend ist.

Mit "Das Bildnis des Dorian Gray" gelingt Oscar Wilde ganz große Literatur. Der vorliegende Roman ist ein Kunstwerk der fesselnden Unterhaltung und zeugt von hoher Schreibfertigkeit. Hier werden Worte zu Bildern, die sich vor dem inneren Auge Szene für Szene zu einem fulminanten Film zusammenfügen und den Leser geradezu umhauen. Das versteht man unter (Lese-)Kino vom Feinsten!

Susann Fleischer
31.03.2014

 
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Das Buch:

Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray. Aus dem Englischen von Eike Schönfeld

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Berlin: Insel Verlag 2014
292 S., € 21,95
ISBN: 978-3-458-17596-4

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