Belletristik:

Sachbuch:

Magazin:

Romane

Vergnügliche Satire auf die Luxusprobleme der oberen Zehntausend von New York

New York während der "Goldener Zwanziger": Ein Mitglied der High Society zu sein, ist ein ziemlicher Knochenjob, der viele Opfer fordert. Pauline Manford hat für ein Leben in Saus und Braus, in der glitzernden Welt der betuchten Upperclass einst einen hohen Preis bezahlen müssen, aber bislang (noch) nichts bereut. Als sie das Ansehen der Manfords bedroht sieht, entschließt sich Pauline zu einem ungewöhnlichen Schritt: Sie wendet sich hilfesuchend an "Mahatma". Von ihm erhofft sich die Lebefrau einen klugen Rat, wie sie die nahende Katastrophe noch aufhalten kann. Ihm vertraut Pauline schließlich auch an, dass es um die Ehe ihres Sohnes nicht zum Besten steht - ebenso wie um ihre eigene, in der die Liebe bereits seit längerem keine Rolle mehr spielt.

Glanz und Glamour verblassen im Hintergrund von Paulines Problemen, die für die Grand Dame von New Yorks Gesellschaft schon bald zu einer unüberwindlichen Hürde werden. Pauline findet sich mitten in einem Kampf um ihre Existenz wieder und droht, diesen zu verlieren. Die gesellschaftlichen Verpflichtungen erdrücken Pauline und setzen ihr immer stärker zu - zumal eine Zuflucht in den Alkohol ihr verwehrt bleibt. Zwischen Charity-Wahn, Schönheitschirurgie, Partylust und Lebensfrust kommt Pauline kaum zu Atem. Aber darüber ist sie froh, denn allein die Vorstellung, ihr Leben fortan als Teil der gewöhnlichen Arbeiterschicht fristen zu müssen, ist für Pauline ein Graus ...

Eine Geschichte wie ein Rausch - "Dämmerschlaf" von Edith Wharton ist meisterhaft geschrieben und versetzt die Leser wahrlich in Ekstase. Der vorliegende Roman ist das Zeugnis hoher Schreibkunst, die die US-amerikanische Autorin (1862-1937) in absoluter Vollendung beherrschte und die einem bei der Lektüre glatt die Sprache verschlägt. Man wird mitgerissen in ein Erlebnis, das für die Sinne eine einzige Verführung ist. Von solch guter Unterhaltung kann man nicht genug bekommen, denn hier erfährt man einen Genuss à la Hollywood. Man verliert sich in den Gefühlen von Whartons Protagonisten und kann nur darüber staunen, wie großartig (Lese-)Spaß tatsächlich sein kann. Eben ein Vergnügen, das den Leser ganz sprach- und atemlos macht.

Edith Whartons Romane sind eine zarte Versuchung, der kein Leser lange widerstehen kann. "Dämmerschlaf" verführt zu einer betörend schönen Lektüre, die einen ganz trunken macht und die man so schnell nicht mehr vergessen wird. Hier wird Literatur zu einer Poesie der Emotionen - eben ein Meisterwerk, das absolut mitreißend ist von der ersten bis zur letzten Buchseite.

Susann Fleischer
26.08.2013

Diese Rezension bookmarken:

Social Bookmarking