Romane

Die italienische Reise - aus anderer Sicht

Dieses Buch spielt haupts?chlich vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden franz?sischen Revolution im Jahre 1788. Der nicht mehr ganz junge Baron Friedemann von Schellersheim muss aufgrund einer Aff?re mit einer verheirateten Frau die niederrheinische Stadt Cleve verlassen. Da trifft es sich gut, dass sein Freund aus alten Milit?rzeiten, Bogislav von Ketel, ihn nach Rom eingeladen hat. Auf der Reise lernt er eine bezaubernde Frau kennen, die er jedoch aus den Augen verliert. In Rom angekommen, trifft er seinen Freund und bereist mit ihm S?ditalien. W?hrend seines weiteren Aufenthalts in Rom lernt er etliche interessante Leute kennen, darunter auch den durch sein Goetheportr?t bekannt gewordenen Maler Tischbein. Auf einem der Bilder erkennt er seine Liebschaft aus Reisetagen wieder, kommt wieder in Kontakt zu ihr und heiratet sie. Doch Jahre sp?ter muss er erkennen, dass sie ihn seit geraumer Zeit mit einem fr?heren Freund betrogen hat. Er t?tet den Nebenbuhler versehentlich und fliegt zur?ck nach Deutschland.

Das Buch besteht aus drei Teilen. Im ersten wird die Reise nach Italien beschrieben. Der Autorin gelingt es durchaus, die Beschwerlichkeit einer Reise mit der Postkutsche in diesen Zeiten zu schildern. Im zweiten Teil wird das damalige Italien anhand der Reise der beiden Freunde ? wobei man kurz irritiert ist, wenn man sie als Spezies (was Art bedeutet) und nicht als Spezis (Freunde) bezeichnet sieht ? beschrieben. Hier wurde gr?ndlich gearbeitet und recherchiert und ein vermutlich wirklichkeitsnahes Bild des Italiens des ausgehenden 19. Jahrhunderts gezeichnet. Der dritte Teil schlie?lich besch?ftigt sich dann mit der Beziehung von Schellersheims mit seiner Maria und umfasst dann statt einiger Monate, wie die ersten beiden Teile, mehr als zwanzig Jahre. Die Zeitgeschichte tritt dabei in den Hintergrund.

Der erste Teil h?tte sogar noch drastischer ausfallen k?nnen, denn Kutschenreisen waren damals ausgesprochen beschwerlich. Etwas unglaubw?rdig ist es nur, dass eine Frau damals alleine eine so weite Reise f?r von Schellersheims sch?ne Bekanntschaft beschrieben unternommen haben soll. Es war damals sicher nicht m?glich, dass eine ehrbare Frau ohne m?nnliche Begleitung ein Wirtshaus betrat oder dass auch nur der Gedanke daran verschwendet wurde, nicht alleine zu schlafen (das w?re Kuppelei gewesen). Seine besondere St?rke hat dieses Buch im zweiten Teil. Der Autorin ist es gut gelungen, ein Bild der damaligen Zeit zu vermitteln und sie l?sst den Leser an der Italienreise teilhaben. Ob die unzureichenden Zust?nde in Neapel, die Gefahr auf den Stra?en oder das in Ausgrabung befindliche Pompeji mit dem nahe gelegenen, immer gef?hrlichen Vesuv, alles ist stimmig. Der letzte Teil f?llt dann leider wieder etwas ab. Obwohl die Schilderung immer noch weitgehend nachvollziehbar geschrieben wurde und interessant zu lesen ist, fallen einige Unstimmigkeiten auf. So ist es ausgesprochen unwahrscheinlich, dass die dort lebenden Personen nicht mehrere Dienstboten hatten. Aber das sollte den guten Gesamteindruck nicht zu sehr verf?lschen. Wer Interesse an historischen Romanstoffen hat, wird dieses Buch mit Interesse und Vergn?gen lesen.

hah
01.08.2004

 
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Das Buch:

Ina von Ketel: Denn diese Wege führen ins Chaos

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Rhaden: Nemesis-Verlag 2002
414 S., € 23,00
ISBN: 3-8311-4458-3

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