Romane

Der Duft seines Lebens

Monsieur Armand Eme lebt in seinem eigenen, wohl geordneten Kosmos und das Zentrum, um das sich alles dreht, ist er selbst ? M. Eme. Seit neunzehn Jahren schon genie?t er einen angenehmen Ruhestand in seiner gro?z?gigen Wohnung im Pariser Viertel Montparnasse mit allen Annehmlichkeiten, die er sich dank eines gewissen Wohlstands leisten kann. Dazu geh?ren seine nun schon langj?hrige j?ngere Geliebte Eve, geregelte Lebensgewohnheiten, exquisite Kleidung und vor allem, sozusagen seit vierzig Jahren als Fixstern an seinem Himmel, sein Eau de Toilette "Musk".

Dieses mit Bedacht auf eine gepflegte, ordentliche Erscheinung angelegte Leben ger?t v?llig aus den Fugen, als ihm seine Geliebte eines Tages das Kompliment macht, er rieche gut. "Anders, aber gut." Monsieur Eme ist fassungslos, denn au?er dem Flakon seines Lieblingsparfums hat sich seiner Meinung nach nichts ge?ndert. Er versucht zun?chst die Ver?nderung seines K?rpergeruchs und daraufhin die seines Dufts "Musk" zu ergr?nden. Nachforschungen ergeben denn auch tats?chlich, dass die Zusammensetzung seines geliebten Eau de Toilette eine andere ist: Es basiert nicht mehr auf dem nat?rlichen Duft des Moschus, sondern auf einem neuen synthetischen Grundstoff.

Nun beginnt Monsieur Emes Suche nach dem Original-Musk, nach dem Duft, ohne den er einfach nicht er selbst ist, der seinen K?rperduft, seine pers?nliche Ausstrahlung und nicht zuletzt seine erotische Anziehungskraft auf Frauen ausmacht. Er muss mit allen Mitteln versuchen, sich diesen Grundton seiner Existenz f?r den Rest seines Lebens zu sichern, sonst ist dessen Ordnung, sein Kosmos, zerst?rt.

Wie sich Monsieur Emes Aktivit?ten, seine zeitweilige Ver?nderung und weiteren Entschl?sse zwangsl?ufig aus seiner Abh?ngigkeit von seiner olfaktorischen Pr?senz ergeben, ist so kurzweilig wie faszinierend geschildert. Auch wenn sich dem sympathisierenden Leser das Ende von Monsieur Emes Geschichte logisch erschlie?t, so sieht er es sicherlich mit Bedauern nahen und seine faszinierende Bekanntschaft mit diesem eleganten Herrn viel zu fr?h enden.

"Musk" ist der rundum gelungene Erstlingsroman von Percy Kemp: Hier passt alles wunderbar zusammen, findet sich zu einem harmonischen Ganzen. Der Roman endet dort, wo er auch beginnt, in Monsieur Emes Ankleidezimmer, und die Hauptperson ist, nach den Entwicklungen im Handlungsverlauf, am Schluss genau das, was sie auch zu Beginn war, ein echter Gentleman. Der Erz?hlstil ist so fl?ssig, die Sprache so gew?hlt und elegant, das sie den angenehmen, vielleicht etwas oberfl?chlichen und eitlen, aber stets korrekten Armand Eme umflie?t und ihm jenseits der Handlungslinien sympathische Konturen gibt. Um Monsieur Eme kreisen, wie Sterne um eine Sonne, die anderen Figuren des Romans; seine Existenz, beruhend auf seinem Geruch, ist die Grundlage f?r die sich logisch daraus ergebende Handlung des Romans. Faszinierend zwangsl?ufig werden alle Zusammenh?nge erkl?rt, wobei Percy Kemp durchaus auf wissenschaftliche Erkenntnisse baut. Gleichzeitig lassen sehr sch?n beobachtete, detaillierte Beschreibungen von ?rtlichkeiten, Handlungen und kleinen Szenen, Monsieur Emes Pariser Umfeld vor dem geistigen Auge und nat?rlich nicht zuletzt der Nase des Lesers erstehen.

mls
01.09.2002

 
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Das Buch:

Percy Kemp: Musk

CMS_IMGTITLE[1]

Berlin: Argon Verlag 2002
160 S.
ISBN: 3-8702-4554-9

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