Romane

Herzerfrischend

In reflektierender R?ckschau entwickelt der Ich-Erz?hler wesentliche Stationen eines Lebens voller H?hen und Tiefen. Der Autor spannt dabei einen weiten Bogen von seinen ungeheuerlichen Kriegserlebnissen ?ber die Eingliederungsversuche in das b?rgerliche Leben nach dem Krieg bis hin zu seiner im Alter gefunden Ruhe und Zufriedenheit. Dabei unterteilt er sein Leben in vier Leben (Lebensringe/Lebensphasen): Krieg, Lager und Gef?ngnis, Krankheit und Heilung, Leben als Maler).

In einer angesichts der Schicksalsschl?ge bemerkenswert humorvollen, mitunter ironischen Art und Weise beginnen die Schilderungen der Milit?rzeit und der Kriegserlebnisse. Der kritische Geist und die charakterliche Standfestigkeit des Helden kollidieren schnell mit der Sinnlosigkeit der Ausbildung und der Befehlsstruktur der Heeres. Es beginnt eine Zeit der Schikane, Verfolgung und der Flucht erst vor den NS-Schergen (Verhaftungen, zum Tode verurteilt und begnadigt, KZ f?r Wehrmachtsangeh?rige, Strafbataillon) und dann vor den Russen. Mehrere Kriegsverletzungen zwingen zur Auseinandersetzung mit dem Tod, aber auch zur Erkenntnis der grunds?tzlichen Ambivalenz des Lebens. Mit gro?er Offenheit und Ehrlichkeit schildert der Autor seine Gef?hle und Gedanken, dabei wird der Humor, wenn es sein mu?, auch einmal zum Galgenhumor.

Auch das Leben nach dem Kriege ist ein unstetes. Haft in Polen und dann im ber?chtigten Bautzen, Entlassung mit einer schweren TBC, nochmals Verhaftung, doch dann Flucht in den Westen und nach langer Therapie und schwerer Operation Heilung der Lungenkrankheit. Danach startet der Held den Versuch, sich ins "normale" b?rgerliche Leben einzugliedern, doch das ruhige Leben ist nichts f?r ihn. Wieder geht es quer durch Europa, diesmal freiwillig und nicht als Mitglied der Wehrmacht. Die auf den Reisen und durch eine Vielzahl von Berufen und Jobs gewonnenen Eindr?cke und Erfahrungen bringen den begeisterten Maler soweit, da? er von seiner Leidenschaft leben und mit seiner im Alter von 53 Jahren gefundenen Partnerin f?rs Leben selbiges in Ruhe genie?en kann. Und nachdem er den Leser mit auf seine Lebensreise genommen und ihm einen Blick in sein Inneres erlaubt hat, endet der Autor in seiner unnachahmlichen Art: "Hier beginnt nun mein Privatleben, und da m?chte ich niemanden hineinsehen lassen."

Der Roman entwirft das Bild eines sehr offenen, kritischen, aber auch kritikf?higen Menschen. Ein Mann, der viel erlebt hat, aber auch viel einstecken mu?te. Dabei hat er sich aber nie der Wut und dem Ha? ergeben oder den Glauben an das Leben verloren, sondern auf seinen Optimismus und Lebenswillen, auf Witz, Humor, Intelligenz und auf das Gute im Menschen vertraut. Und obwohl sein Leben Beispiel ist f?r die Handlungsf?higkeit, die Mobilit?t und Flexibilit?t des Menschen und obwohl er betont, nicht an ein Leben nach dem Tod zu glauben, ist sich der Autor bewu?t und legt Zeugnis dar?ber ab, da? es noch etwas oder jemanden geben mu? - personifiziert im Schutzengel Jodocus -, der ?ber ein solch erf?lltes Leben wacht und es erst erm?glicht. Hier zeigt sich der deutliche Unterschied zur aktuellen Gegenwart, die sich zwar ihrer Pluralit?t und Flexibilit?t r?hmt, aber deren Konstanten durch die Schnellebigkeit und Ungeduld der Menschen wegbrechen. So zeigt das Leben des Helden trotz aller Suche, Umtriebigkeit und Unruhe, da? man auch warten k?nnen mu?. Und da? sich das Warten lohnt, zeigt sich am deutlichsten an Margareta, der Frau des Lebens, die er nach 53 Jahren gefunden hat. Erkenntnisse, die ihren Ausdruck finden im Lebensmotto des Autors: "Es ist nicht zu glauben, wie sch?n das Leben ist!"

sth
01.06.2002

 
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Das Buch:

Heinrich Franger: Trotz allem Optimist! Na und?

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Frankfurt/M.: Fouqué Literaturverlag 2002
327 S.
ISBN: 3-8267-51490-3

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