Romane

Ein Leben als Stückwerk

In seinem Roman "Volodja. Fundst?cke eines Lebens" schildert Gideon HK die fiktive Biographie eines Mannes und seiner Familie. Dabei steht der Autor ganz in der Tradition der Gestaltungstechnik des klassischen Schauerromans. Aber "Volodja" ist keinesfalls diesem Genre zugeh?rig. 

Der Ich-Erz?hler des Buches liest eine Zeitungsmeldung, die ihn neugierig werden l?sst: "Friedhofsmauer eingest?rzt." Er besucht den alten masurischen Friedhof, auf dem er einen Grabstein eines gewissen Volodja Zacharski findet. Um mehr ?ber den Friedhof herauszufinden, der schon lange nicht mehr benutzt worden war, sucht er eine alte Frau auf, die nach Bekunden der Zeitung den Einsturz der Mauer beobachtet hat. Doch diese alte Frau dr?ckt dem Autor ein altes Manuskript in die Hand und verschwindet. Nach m?hevollen Wochen und Monaten gelingt es dem Autor, das Manuskript teilweise zu ?bersetzen und wird mit der faszinierenden Lebensgeschichte von Volodja und seiner Familie konfrontiert. Doch leider ist das Manuskript unvollst?ndig und besch?digt und zieht den Autor immer tiefer in seinen Bann. 

Indem der Autor Gideon HK den Ich-Erz?hler ein Manuskript finden l?sst und sich somit der Verfasser des Buches vermeintlich in das Geschehen involviert, nutzt er ganz den Stil der Schauerliteratur und der Romantik. Und doch ist es keine Schauergeschichte, Gideon HK hier schreibt - auch wenn eine Passage andeutungsweise an die Geschichte ?William Wilson? von Edgar Allan Poe erinnert. Und doch fordert der Autor den Leser heraus, sich auf das Spiel einzulassen. Ist das, was im Manuskript geschildert ist, wirklich geschehen oder nur ein Phantasiekonstrukt? Die eingebauten Leerstellen lassen viel Raum f?r die Phantasie. 

Durch die sich immer wieder zuspitzende Sprache wird der Leser besonders angetrieben und kann nicht mehr aufh?ren zu lesen. Die H?hepunkte kommen geradezu atemlos daher und lassen den Leser erst am Ende eines Absatzes zu Luft kommen. Trotz einer inhaltlichen Reduzierung auf das allernotwendigste, schafft es Gideon HK sehr anschaulich zu schreiben und d?rfte besonders Anh?nger des Buches "Der Moork?nig" von Eva Maaser ansprechen. Gerade die Lebensbeschreibungen sind sehr gelungen und auch in den leicht angedeuteten phantastischen Elementen sehr glaubhaft. Einzig der Titelheld bleibt etwas ungreifbar, aber das w?rde immerhin dazu passen, dass sich der Erz?hler daran macht, mehr ?ber Volodja herauszufinden. Und das will der Leser des Buches auch. 

"Volodja. Fundst?cke eines Lebens" macht seinem Titel alle Ehre, denn mit seinen Leerstellen l?sst er den Leser viel Raum f?r die eigene Phantasie. Knappe Schilderungen ziehen den Leser in das Setting und die sich immer wieder zuspitzende Sprache erlaubt dabei so manche H?hepunkte. 

Jons Marek Schiemann 
02.05.2011

 
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Das Buch:

Gideon HK: Volodja. Fundstücke eines Lebens

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Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2011
76 S., € 10,80
ISBN: 978-3-8372-0976-1

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