Romane

Die Unzulänglichkeiten des Lebens

Georgie Sinclair kann nicht von sich behaupten, das Glück gepachtet zu haben. Eher im Gegenteil: Die Trennung vom Ehemann, Schwierigkeiten mit den Teenager-Sohn und ein extrem nerviger Job sind nicht unbedingt die Dinge, von denen die taffe Frau träumt. Dementsprechend groß ist dann auch der Schock, als Georgies heile Welt endgültig einzustürzen droht. Einzig eine verschrobene alte Dame namens Mrs. Shapiro, für ihre Freunde auch Naomi, kann da noch helfen. Eine Zufallsbekanntschaft führt die unterschiedlichen Frauen zusammen und macht aus ihnen zwei Verschworene, die einen Plan verfolgen. Schließlich ist das Leben ein Ort, an dem Überraschungen jederzeit möglich sind.

Bevor sich die Freundschaft allerdings vertiefen kann, macht ihnen das Schicksal einen Strich durch die Rechnung: Naomi landet im Krankenhaus und zittert nun um ihre Zukunft. Ans Bett gefesselt bleibt ihr nun endlich die Zeit, um das Leben zu überdenken und Georgie Details ihrer Vergangenheit anzuvertrauen, die sonst kaum jemand anderes weiß. So ist sie kurz vor dem Zweiten Weltkrieg nach London geflohen, denn die Angst vor den Nationalsozialisten war nicht unbegründet. Als Jüdin zählte sie für Adolf Hitler und seine Schergen zum Abschaum der Gesellschaft und hatte damit jegliches Recht verwirkt zu leben. Auch nach 60 Jahren lässt Naomi die Erinnerung an diese Zeit nicht los.

Richtig Trubel kommt in Georgies Leben, als sie sich um das Haus ihrer neuen Freundin kümmern soll. Doch kaum mit dieser ehrenvollen Aufgabe betraut tritt Georgie von einem Fettnäpfchen ins nächste und bringt sich ziemlich in die Bredouille. Schuld daran ist ein Handwerker, den sie für einen Pakistani hält. Erst später erfährt sie, dass er Palästinenser ist und in Naomis Leben keine unwesentliche Rolle spielt. Doch bevor Georgie ihre Gedanken auf dieses Problem richten kann, stellen sich zusätzliche Komplikationen ein - in Form zweier geldgieriger Immobilienmakler, einer arglistigen Sozialarbeiter und Noch-Ehemann Rip ...

Marina Lewycka hat mit "Das Leben kleben" anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur geschrieben, die einfach nur Spaß macht. Man fühlt sich bei der Lektüre hin- und hergerissen zwischen kräftigen Lachern und herzerweichendem Schluchzern und genießt jede Seite, als gäbe es keinen Morgen. Wunderbar charmant, urkomisch und mit unglaublich viel Gefühl kommt dieser Roman daher und bereitet dem Leser ein Vergnügen, auf das man niemals mehr verzichten möchte. Und das sollte man auch nicht, denn diese witzig-skurrile Geschichte zeugt von Herzenswärme und berührender Momente und entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit zu einem echten Kassenschlager. Marina Lewycka hat es einfach drauf, großartige Romane zu schreiben.

Susann Fleischer
18.04.2011

 
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Das Buch:

Marina Lewycka: Das Leben kleben. Aus dem Englischen von Sophie Zeitz

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München: dtv 2011, 3. Aufl.
460 S., € 14,90
ISBN: 978-3-423-24780-1

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