Romane

Wahrheit oder Liebe?

Fortsetzungsromane sind Neuland für den sonst so stil- und genretreuen  Bestseller-Autor Marc Levy. Nach 20 Millionen verkaufter Bücher weltweit und Übersetzungen in 42 Sprachen versucht sich der zur Zeit in New York lebende Franzose nicht nur formal an etwas Neuem, sondern auch thematisch. Im ersten Band des Zweiteilers schickte er den Astrophysiker Adrian und die Archäologin Keira, die sich beide mit Forschungen nach dem Ursprung der Welt beschäftigen, auf eine abenteuerliche Reise rund um den Globus. Mit dem Erscheinen von "Die erste Nacht" hofft der Leser, den Levy vor wenigen Monaten mit einem Cliffhänger zurückließ, auf eine Beantwortung all der offenen Fragen aus "Am ersten Tag".

Adrian und Keira, die sich bei ihrer halsbrecherischen Jagd nach dem Geheimnis der Menschheit, näher gekommen waren, verunglücken bei ihren Nachforschungen in China und stürzen in den Gelben Fluss. Adrian wird von chinesischen Mönchen gerettet, doch Keiras Körper bleibt verschwunden.

Drei Monate nach dem schrecklichen Unfall lebt Adrian zurückgezogen auf der griechischen Insel Hydra. Er ist in seine Heimat zurückgekehrt und erholt sich von den körperlichen Strapazen des Unfalls. Die seelischen Wunden, die der Verlust von Keira hinterlassen hat, wollen weniger schnell heilen. Eines Tages erhält er ein Paket mit persönlichen Gegenständen, die Keira und Adrian in dem chinesischen Kloster, in dem sie vor ihrem Unfall waren, zurückgelassen hatten. Außerdem enthält das Päckchen ein Foto von Keira, auf dem sie eine Narbe auf der Stirn hat, die sie vor ihrem Verschwinden nicht hatte. Das Foto lässt Adrian hoffen, dass seine geliebte Keira noch am Leben ist.

Erneut begibt sich Adrian auf die Suche - nach Keira und den fehlenden Teilen des rätselhaften Amuletts, das die Geheimnisse und die Frage nach dem Ursprung des Lebens angeblich lösen soll. Doch auch in "Die erste Nacht" gibt es Mächte, die verhindern wollen, dass eines der größten Mysterien der Menschheit aufgedeckt wird. Es scheint auf eine Entscheidung zwischen Liebe und Wahrheit hinauszulaufen - oder besiegt die Liebe in guter alter Levy-Manier doch alles?

Auch wenn sich Levy mit seinem Zweiteiler auf die wissenschaftlichen Gebiete der Astrophysik und Archäologie begeben hat und ausgiebige Recherche nicht gescheut hat, sind weder "Am ersten Tag" noch "Die erste Nacht" wissenschaftliche Romane. Es geht vielmehr um zwei Themen, die die Menschheit seit jeher beschäftigen: die Rückkehr zu ihren Ursprüngen und die ebenso ursprüngliche Macht der Liebe. Dass Marc Levy über Letzteres sehr einnehmend schreiben kann, hat er schon mehrfach bewiesen. Dass er aber noch mehr kann, als Liebesromane mit dem Hang zum Phantastischen zu schreiben, hat er mit seinem aktuellen Zweiteiler eindrucksvoll bewiesen.

Sabine Mahnel
13.12.2010

 
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Das Buch:

Marc Levy: Die erste Nacht. Aus dem Französischen von Eliane Hagedorn und Bettina Runge

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München: Blanvalet 2010
478 S., € 17,99
ISBN: 978-3-7645-0379-6

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