Romane

Ein historischer Roman , der einem Dan Browns ebenbürtig ist

Florenz im Jahre 1481: Die 16-jährige Luciana Vetra schlägt aus ihrer betörenden Schönheit Kapital, indem sie liebesbedürftigen Männern das Bett wärmt und gelegentlich Künstlern Modell steht. Auf Bitten ihres Teilzeitgeliebten Bembo begibt sie sich in das Atelier des berühmten Renaissancemalers Alessandro Botticelli, der das bezaubernde Straßenmädchen in seinem Gemälde "La Primavera" in der Gestalt von Flora, der Göttin der Blüte und des Frühlings, verewigen will. Alles ist wunderbar, bis Luciana durch eine belanglose Äußerung bezüglich der Rivalität der großen Seestädte Venedig, Genua und Neapel den Künstler dermaßen verärgert, dass er sich weigert, sie zu entlohnen. Als Entschädigung entwendet sie daraufhin eine Miniatur des Bildes - ein großer Fehler, wie sich später noch herausstellen soll.

Als sie nach Hause hastet, muss sie mit anhören, wie ihre Mitbewohnerin von einem Unbekannten erst befragt und anschließend ermordet wird. Ähnlich ergeht es auch Bembo, den Luciana nach der panikartigen Flucht aus ihrer Wohnung tot in seinem Schlafgemach auffindet. Verlassen von ihren engsten Vertrauten sucht sie in einem nahegelegenen Kloster Zuflucht, in dem der junge Novize Guido sich auf sein Ordensgelübde vorbereitet. In ihm findet sie einen Freund, mit dem sie das Geheimnis des Bildes zu lösen versucht. Erst nach näherer Betrachtung und viel Grübeln kommen sie einem ersten Hinweis auf die Spur: Die drei Mädchen, die im Vordergrund einen Tanz aufführen, weisen in Wirklichkeit auf Städte hin, in denen weitere Hinweise verborgen sind. In Pisa, wo Guidos Onkel Silvio Della Torre über die Stadt herrscht, wollen sie beginnen und von dort ihre Suche fortsetzen, bis sie das Rätsel gelöst haben.

Anfangs gibt sich dieser ahnungslos, bis er das Gemälde erblickt und die Gefahr erkennt, die damit verbunden ist. Doch bevor er das Geheimnis seinem Neffen offenbaren kann, wird er vergiftet. Vor seinem qualvollem Tod kann er Guido noch einen goldenen Ring überreichen und ein Wort flüstern: Mit "Muda" auf den Lippen haucht Silvio seinen letzten Atem aus. Der Novize und Luciana müssen erneut die Flucht ergreifen und landen in Neapel, auf dem Hof von König Ferdinand von Aragon. Auch er trägt einen goldenen Ring, der auffallende Ähnlichkeit mit Guidos hat. Um dem Geheimnis von "La Primavera" endlich näher zu kommen, gibt sich Guido als seinen Cousin Niccolo aus. Und er hat tatsächlich Erfolg, denn er wird zu einem geheimen Treffen eingeladen, bei dem noch ein anderer teilnimmt. Erst als sie in Rom sind, erfahren sie, wer sich unter der Kutte verborgen hat: Papst Sixtus IV. ist Teil einer weitreichenden Verschwörung, der unter anderem auch Lorenzo de´Medici angehört.

Luciana und Guido erfahren, dass "Die Sieben", die Herrscher über die mächtigsten Stadtstaaten Italiens, eine Alleinherrschaft über die Halbinsel anstreben. Sie wollen eine einheitliche Währung einführen und beabsichtigen daneben die Erweiterung des Reiches nach römischem Vorbild. Um ihre Pläne durchzuführen, schrecken sie vor nichts zurück, weder vor Mord noch Verrat. Was die beiden aber nicht ahnen: Auch sie sind in das Komplott verstrickt - und dies weitaus tiefer, als sich auf den ersten Blick vermuten lässt.

Ein historischer Roman, der eine romantische Liebesgeschichte mit einer nervenzerreißenden Handlung verknüpft und dabei von einer unvergleichlichen (Sprach-)Schönheit lebt - so lässt sich Marina Fioratos neuestes Werk "Das Geheimnis des Frühlings" am besten beschreiben. Die Atmosphäre besitzt einen ähnlichen nebulösen Dunst wie Dan Browns Mysterienthriller, die mit ihren Verschwörungstheorien den Leser gleichermaßen fesseln wie faszinieren, und lässt zugleich einen kleinen hellen Schimmer durchscheinen, der dem Leser Momente des beruhigten Durchatmens verschafft. Und doch bleibt man an diesem Buch regelrecht "kleben", denn Sorgen, dass man etwas verpassen könnte, sind nicht unbegründet. Fiorato gelingt es, in ihre Worte etwas Dunkles, Rätselhaftes einzuweben und so den Leser mit auf diese spannende Schnitzeljagd zu schicken. Für Fans von "Illuminati" und "Sakrileg" ist der historische Roman "Das Geheimnis des Frühlings" ein ganz heißer Tipp, den man nicht ignorieren darf.

Susann Fleischer
27.09.2010

 
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Das Buch:

Marina Fiorato: Das Geheimnis des Frühlings. Aus dem Englischen von Nina Bader

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München: Limes Verlag 2010
592 S., € 19,99
ISBN: 978-3-8090-2574-0

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