Romane

Zwischen Himmel und Hölle

F?r Benjamin Tartouche sieht die Zukunft rosig aus. Er hat sich gerade selbstst?ndig gemacht, das Haus seiner Tante geerbt und auch die neue Nachbarin gef?llt ihm ausnehmend gut. Als sein Heim vollst?ndig abbrennt, ist er froh zuvor eine Multikollinearit?t abgeschlossen zu haben. Doch die windige Versicherung erweist sich als ?beraus kreativ darin, ihn wegen der f?lligen Auszahlung immer wieder zu vertr?sten. Da Tartouche ?ber keine R?cklagen verf?gt, muss er bald auf der Stra?e leben. Doch durch einen Unfall ver?ndert sich sein Leben in eine unerwartete Richtung.

Christophe Chabout? ist bei uns noch weitgehend unbekannt. In seinem Heimatland ist der Franzose aber sp?testens seit der Verleihung des "Grand Prix RTL de la bande dessin?e" im Jahr 2006, den er f?r sein Werk ?ber den Serienm?rder Henri D?sir? Landru erhielt, ein renommierter Comic-K?nstler. Seine j?ngste Arbeit "Fegefeuer" ist eine vielschichtige Graphic Novel, die eine ungew?hnliche Dreiteilung aufweist. Die Geschichte beginnt zun?chst mit einem realistischen st?dtischen Setting, worauf eine sozialkritische Milieu- und Charakterstudie von unten folgt, in die schlie?lich phantastische Elemente einflie?en.

Chabout? versteht es, seine Leser immer wieder durch ?berraschende Wendungen inklusive eines gelungenen unerwarteten Schlussakkordes zu fesseln. Zudem gelingt es ihm, die Gef?hle und Befindlichkeiten seiner Figuren auch ohne viele Worte hervorzuheben. Dazu pr?sentiert er beispielsweise die verkohlte Hausruine zun?chst in einer Totalen imposant gegen den grauen Himmel, zoomt dann cineastisch immer n?her an den verzweifelten Tartouche heran und l?sst schlie?lich auch noch Regen einsetzen und ihn durchn?ssen. ?hnlich eindrucksvoll, aber strukturell genau entgegengesetzt, zeigt er den Unfall seines Hauptcharakters indem er bei seiner Darstellung wie im Film immer wieder zwischen Unfallverursacher und Tartouche wechselt, um am Ende den Unfall in der schrecklichen Totale zu zeigen.

Die Mimik seiner Charaktere gestaltet Chabout? expressiv, wenngleich gerade bei einigen der weiblichen Nebenfiguren, etwa bei Tartouches Schwarm Lily, nicht immer v?llig ?berzeugend. Daf?r sind die einzelnen Bilder sehr ansprechend und detailreich gezeichnet und zudem stimmig koloriert. Ein besonderes Lob geb?hrt dem ?bersetzer Marcel Le Comte, dem es gelingt, die franz?sischen Texte stimmig in die deutsche Alltagssprache zu ?bertragen.

Mit "Fegefeuer" von Christophe Chabout? hat Ehapa nach "Vinci" und "Codex Ang?lique" eine weitere qualitativ hochwertige und stilistisch eigenst?ndige Graphic Novel aus Frankreich herausgebracht, die zudem durch eine starke Story voller ?berraschungen ?berzeugt. 

Ingo Gatzer  
03.05.2010

 
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Das Buch:

Christophe Chabouté: Fegefeuer. Aus dem Französischen Marcel Le Comte

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Köln: Egmont Verlag 2010
192 S., € 39,95
ISBN: 978-3-7704-3351-3

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