Romane

(Wahre) Liebe ist ...

Lange hat man warten m?ssen, bis der deutsche Bestsellerautor David Safier seine Leser auf eine neue aberwitzige (Lese-)Reise mitnimmt. Nachdem sich Marie in "Jesus liebt mich" in Gottes Sohn verguckt hat, ergeht es Rosa, der Protagonistin in Safiers neuem Roman "Pl?tzlich Shakespeare", nicht sehr viel besser. Sie entwickelt Gef?hle f?r den englischen Dramatiker par excellence William Shakespeare und verlebt als Zeitreisende im Jahre 1594 Tage der Aufregung und des Hochgef?hls, die an Skurrilit?t kaum noch zu ?berbieten sind. Aber erst einmal von Anfang an.

Rosa, das Frauenklischee schlechthin

Das Leben von Grundschullehrerin Rosa ist alles andere als gl?cklich. Ihr Ex-Freund Jan will eine andere heiraten und Rosa kann und will sich nicht mit dem Gedanken abfinden, ihre gro?e Liebe f?r immer verloren zu haben. Also muss ein Rettungsplan her: Zuerst betrinkt Rosa sich und anschlie?end spaziert sie in Jans Zahnarztpraxis, um ihren Liebsten zur?ckzuerobern. Dumm nur, dass statt Jan Olivia ins Behandlungszimmer reinkommt und sogleich die Chance ergreift, Rache zu nehmen an der einstigen Rivalin. Ein schlechter Tag, der eigentlich nur noch dadurch getoppt wird, indem sich Rosa auf ein Date mit ihrem Kollegen Axel einl?sst. Vielleicht hilft ihr ein One-Night-Stand dar?ber hinweg, dass der Weg in Jans Arme ihr f?r immer verwehrt bleibt. Aber dann kommt alles ganz anders als gedacht.

Bei einer Zirkusdarbietung erlebt Rosa, was der mystische Magier Prospero alles auf dem Kasten hat. Angeblich beherrscht er die Kunst der R?ckf?hrung, die er bei den Shinyen-M?nchen in Tibet erlernt hat. Damit kann er die Seele eines Menschen auf eine Reise in sein fr?heres Ich schicken. Eine Vorstellung, die f?r Rosa schier unm?glich erscheint und sie trotzdem fasziniert. So dauert es nicht lange, bis Rosa sich Prospero pers?nlich gegen?berstehen sieht. Und damit beginnt f?r die frustrierte Lehrerin eine skurrile Zeitreise, die im London des 16. Jahrhunderts ihr j?hes Ende findet - im K?rper von Romantiker und Frauenheld William Shakespeare. Rosa gelangt erst in ihre Zeit und in ihr altes Leben zur?ck, wenn sie herausgefunden hat, was die wahre Liebe ist. Doch in der Zwischenzeit muss sie sich ungeahnten Situationen stellen, die beim Leser Lachtr?nen kullern lassen und Unterhaltung pur garantieren.

William Shakespeare is not amused

Gefangen im K?rper von William Shakespeare wird Rosa von Elisabeth I., der Queen h?chstpers?nlich, auf eine besondere Mission geschickt. Sie soll f?r den Earl of Essex das Herz von Gr?fin Maria erobern. Seine ungl?ckliche Liebe zur Gr?fin hindert den Befehlshaber der k?niglichen Armee am Kampf gegen die Spanier, die bei einem Sieg England f?r sich beanspruchen und die Queen vom Thron st?rzen w?rden. Ein schwieriges Unterfangen, das Rosa an ihre Grenzen bringt. Nicht nur, dass Rosa dichterisch gesehen nicht die Begabteste ist. Nein, auch die frappierende ?hnlichkeit des Earls mit Jan, ihrem Ex, behindert Rosa in ihrer eigentlichen Mission Essex und die Gr?fin zusammenzubringen. Doch eine andere Wahl scheint Rosa kaum zu haben, denn sollte sie nicht erfolgreich sein, rollt Shakespeares Kopf - und damit zugleich ihrer.

Kaum hat sich Rosa damit abgefunden, vorerst im 16. Jahrhundert festzusitzen, meldet sich Shakespeare pers?nlich zu Wort. Obwohl Rosa ?ber Shakespeares K?rper gebietet, so kann sie seinen Geist nicht verbannen. Und so l?sst sich der Dramatiker nicht den Mund verbieten und gibt zu allem seinen Senf hinzu. Dabei bringt er Rosa in so manche brenzlige Situation, denn bevor sie von Prospero in die Zeit zur?ckgeschickt wurde, war Shakespeare den Damen nicht abgetan. Mit der Ehefrau von Sir Francis Drake, dem ber?hmten Freibeuter und Vizeadmiral seiner Majest?t, vergn?gte sich der Dichter noch kurz zuvor im Bett. Und nun muss Rosa auch von dieser Seite Gefahr bef?rchten. Schlie?lich hat Drake das Liebespaar in flagranti erwischt. Und als w?re dies noch nicht genug, so schlittert Rosa von einer Peinlichkeit in die n?chste: Die Queen erwischt sie auf dem Donnerbalken, der Toilette, Hunde wollen sie zerfleischen und Gr?fin Maria entwickelt f?r Shakespeare Gef?hle, die sie und ihn auf das Schafott bringen k?nnten. Da wird es h?chste Zeit, dass Rosa endlich erkennt, was wahre Liebe wirklich ist und in ihre Zeit zur?ckkehrt.

Ein Roman in bester Safier-Manier

Mit seinem neuesten Roman "Pl?tzlich Shakespeare" hat sich David Safier ein kleines literarisches Denkmal gesetzt. Wer schon "Jesus liebt mich" und "Mieses Karma" gelesen hat, wird nun zugeben m?ssen, dass das vorliegende Buch beide Romane ?bertrumpft. Die Story ist noch witziger, kunterbunter und am?santer als die Vorg?nger, die auf dem deutschen Buchmarkt schon f?r Abwechslung sorgten. Safier vereint zum wiederholten Male Comedy mit hohem Unterhaltungsfaktor, Gef?hl mit Witz und kreiert damit ein neues Genre. ?hnlich wie Tommy Jauds Bestseller "Hummeldumm" legt Safier hier nun den besten Beweis vor, dass sich Situationskomik in der deutschen Literatur immer gr??erer Beliebtheit erfreut und stets ein Garant f?r gute Unterhaltung ist. Zu Recht macht sich "Pl?tzlich Shakespeare" in den deutschen Bestsellerlisten auf den oberen R?ngen breit.

Man f?hlt sich beim Lesen wie in einer aberwitzigen Sitcom gefangen, die mit br?llend komischen Situationen, einem locker-leichten Plauderton und herzallerliebsten Figuren aufwartet. Man muss sich nur die Szene vor Augen f?hren, als Rosa im K?rper von William Shakespeare vor Elisabeth I. steht und sich um Kopf und Kragen redet, als sie das Alter der Queen falsch sch?tzt - auf 54 statt auf tats?chliche 51 Jahre, obwohl man ?ber das Alter einer Frau sowieso nie spricht. Und dies ist erst der Anfang, den Safier versteht es, auf 320 Seiten ein wahres Gag-Feuerwerk abzufackeln und dem Leser dabei Lachsalven zu entlocken. Da kann man nur hoffen, dass eine Verfilmung nicht zu lange dauert. Mit solch einer Vorlage wird die n?chste deutsche Sommerkom?die zum Kassenschlager und Dauerbrenner. Und wer es mit historischen Wahrheiten nicht zu genau nimmt, erf?hrt hier noch so manche Unglaublichkeit. Es bleibt eigentlich nur noch zu sagen: Beide Daumen hoch und flugs gekauft!

Susann Fleischer
03.05.2010

 
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Das Buch:

David Safier: Plötzlich Shakespeare

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Reinbek: Kindler Verlag 2010
320 S., € 17,95
ISBN: 978-3-463-40553-7

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