Romane

Ein Mann auf der Suche nach seinem alten Ich

Die Komödie "Der Ja-Sager", mit Jim Carrey in der Hauptrolle, war Anfang 2009 ein (Überraschungs-)Hit in den deutschen Kinos. Die Vorlage für den Spielfilm lieferte der schottische Autor Danny Wallace mit seinem autobiographisch angehauchten Roman "The Yes Man". Die Situationskomik und der Wortwitz, die sich durch den Film ziehen, sind für Wallace charakteristisch. Auch in seinem neuesten Buch "Und was machst Du so?" vermischt Wallace Autobiographie mit Belletristik, Tatsache mit Fiktion und nimmt seine Leser auf den 464 Seiten auf eine irrwitzige Suche nach längst verschollenen Freunden mit.

Alles beginnt, als Danny und seine Frau Lizzie von Freunden gefragt werden, ob sie nicht die Patenschaft für die sechsmonatige Poppy übernehmen wollen. Damit hat Freund Stefan den Stein erst ins Rollen gebracht, denn kurz vor dem berüchtigten 30. Geburtstag wird Danny klar, dass er das geworden ist, wovor er sich als Kind immer gefürchtet hat: ein Spießer! Wenn man sich in seiner Wohnung umsieht, spricht alles gegen die (einstigen) wilden Zeiten, die eigentlich nie vergehen sollten. Zwei Zierkissen schmücken die Wohnzimmercouch, statt Toastbrot wird Focaccia eingekauft und leichtbekleideten Mädchen wird kopfschüttelnd hinterher geschaut - schließlich könnten sie sich erkälten. Da ist der Weg zum nächsten Notar nicht mehr weit - für das Testament.

Dannys Leben soll sich endlich ändern, als seine Mutter ihm ein Paket schickt. Sie hat den Dachboden ausgemistet und hat die Sachen, die sie für wertvoll genug erachtet, zu ihrem Sohn nach Hause geschickt. Eine großartige Überraschung für Danny, denn dort entdeckt er sein altes Adressbüchlein. Nur so wirklich aktuell ist dies nun nicht mehr. Die darin enthaltenen Adressen sind 15 Jahre alt (und sogar noch älter). Im Durchblättern wird Danny nur zu deutlich bewusst, dass er ein Stück Vergangenheit wieder in seine Gegenwart zurückholen möchte. So beginnt Dannys aberwitzige Suche nach seinen zwölf besten Freunde, die vor langer Zeit in alle Winde zerstreut wurden. Sie leben in England, Deutschland, Australien und Asien. Für manche muss Danny sich nur kurzentschlossen in die U-Bahn setzen, für andere setzt er sich in den nächsten Flieger und umkreist einmal die Welt. Trotz Erfolge muss Danny auch schwere Niederschläge einstecken, denn nicht jeder will gefunden werden. Aber vielleicht schafft es er ja doch, seine Lieben wieder zu vereinen? Wie in der guten alten Zeit.

Danny Wallace legt mit "Und was machst Du so?" ein irre witziges, charmantes und durch und durch unterhaltsames Büchlein vor, das an eine Mischung aus Roadmovie und Sinnsuche erinnert. Wie schon bei seinen Vorgängern überzeugt Wallace seine Leser mit amüsanten Anekdoten und (Schicksals-)Momenten, wobei er auch nachdenkliche Augenblicke durchblitzen lässt. "Und was machst Du so?" erscheint wie ein Gute-Laune-Spaßbuch, das als Urlaubslektüre geradezu ideal erscheint. Und wer weiß? Vielleicht wird auch dieser (autobiografische) Roman einmal die perfekte Vorlage für die neue Sommerkomödie sein. Potenzial ist in jedem Fall vorhanden, denn so viel Spaß, Irrwitz und Comedy, gepaart mit vereinzelter Hintergründigkeit, findet sich nur selten.

Susann Fleischer
26.04.2010

 
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Das Buch:

Danny Wallace: Und was machst Du so? Aus dem Englischen von Corinna Vierkant

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München: Knaur Taschenbuch 2010
464 S., € 9,95
ISBN: 978-3-426-78278-1

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