Romane

Es waren zwei Königskinder , ... sie konnten zusammen nicht kommen ...

Hamburg, 1970. In einem Krankenhaus im Stadtteil Barmbek werden an einem Tag zwei Kinder geboren, deren Wege sich von nun an ohne ihr Wissen immer wieder kreuzen. Sie sind häufig am selben Ort, nur wenige Meter voneinander entfernt, wissen jedoch nichts von der Existenz des anderen. Erst 40 Jahre später lernen sich diese beiden Menschen - Simone und Mark - kennen und lieben.

Simone ist ein typisches Hippie-Mädchen, Tochter einer alleinerziehenden Esoterikladen-Besitzerin und eines Musikers. Sie wächst, im Gegensatz zu Mark, im nicht so feinen Stadtteil Marienthal auf und lernt ihren Vater erst Jahre nach ihrer Geburt kennen. Mark ist der einzige Sohn eines gut situierten Ehepaares aus Wandsbek. Schon vor der Einschulung zeigt sich, dass er ein hochbegabtes Kind ist, das besonderer Förderung bedarf. Er geht schon bald auf eine Hochbegabtenschule, macht mit 17 sein Abitur und studiert später Architektur.

Simone hingegen lässt sich durchs Leben treiben, lebt immer in WGs und bandelt ständig mit Männern an, die nicht für eine Beziehung taugen. Sie kämpft auf Demos für die Dinge, an die sie glaubt, ist ständig auf der Durchreise und häuft keinen unnötigen, materiellen Ballast an. Die beiden "Königskinder" Simone und Mark könnten fast kaum unterschiedlicher sein. Dennoch gibt es immer wieder Berührungspunkte in ihrem Leben. Sie sind vom Schicksal füreinander bestimmt, und im Laufe von 40 Jahren sind sie häufiger am selben Ort zur selben Zeit, als dass man es dem Zufall zuschreiben könnte. Sie sind beide auf dem Roten Platz, als Mathias Rust dort landet, werden beide "Opfer" der Oderflut 1997, und sogar auf einem Online-Dating-Portal kreuzen sich ihre Wege.

Gernot Gricksch, der zuletzt für das Drehbuch zu seinem preisgekrönten Roman "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe" mit dem Norddeutschen und Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, lässt den Leser durch permanenten Perspektivenwechsel gemeinsam mit den beiden Ich-Erzählern durch 40 Jahre reisen. Dabei vergisst er nicht, an politische oder gesellschaftliche Ereignisse zu erinnern und Songtitel, Filme oder Bücher zu erwähnen, die den Leser sofort in die jeweiligen Jahre zurückversetzen, sofern er diese selbst erlebt hat.

Ohne Schmalz und dennoch emotional erzählt Multitalent Gricksch - er ist Kolumnist, Kinokritiker und Autor von Romanen, Sachbüchern und Drehbüchern - von dieser ungewöhnlichen Liebesgeschichte, bei der sich die Liebenden nicht schon am Anfang des Romans, sondern erst am Ende kennenlernen.

Sabine Mahnel
01.03.2010

 
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Das Buch:

Gernot Gricksch: Königskinder

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München: Droemer Verlag 2010
348 S., € 12,95
ISBN: 978-3-426-19872-8

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